Spektakuläre Naturwunder, religiöse Kultstätten und besonders geschichtsträchtige Plätze. NRW ist reich an Orten, an denen intensive Gefühle und Gedanken aufkommen. In der Natur sind das Felsen, Quellen, Bäume und Wasserfälle, denen viele eine magische Wirkung zuschreiben. Bei spirituellen Menschen gelten frühchristliche Höhlenkirchen und keltische Kultplätze als mystisch. Und auch geschichtliche Orte, an denen sich dramatische, unerklärliche oder besonders bedeutsame Ereignisse zugetragen haben, beschäftigen die Fantasie der Besucher nachhaltig. Hier stelle ich fünf geheimnisumwitterte Orte in NRW vor, die – im Gegensatz zu Lost Places – öffentlich zugänglich sind.

1. Die Externsteine – geheimnisumwitterte Orte in NRW
Deutsches Stonehenge. Keltische Kultstätte. Opferplatz von Satanisten – wenige Orte in NRW beflügeln die Fantasie der Menschen so stark wie die Externsteine: die 13 zerfurchteten Sandsteinfelsen stehen im Teutoburger Wald; dienen als Filmkulisse und Projektionsfläche unterschiedlichster Glaubensrichtungen. Zur Sommersonnenwende strömen die Menschen zu den Externsteinen und auch die Walpurgisnacht wird tanzend und trommelnd an dem mystischen Ort gefeiert. Auch wenn die Externsteine aufgrund ihrer imponierenden Größe mit Abstand die meiste Aufmerksamkeit bekommen – es gibt viele weitere geheimnisumwitterte Orte in NRW.



Infos zu den Externsteinen
- Öffnungszeiten: von April bis Oktober täglich von 10 – 18 Uhr, von November bis März nur an den Wochenenden von 11 – 16 Uhr.
- Eintrittspreise: Erwachsene 4,- Euro, Kinder zwischen sechs und 14 Jahre 2,- Euro
- Anreise: mit dem Pkw – Parkplatz Externsteine, Externsteiner Str. 33, 32805 Horn-Bad Meinberg. Mit dem ÖPNV: von Detmold aus mit der Linie 792 (verkehrt nur in der Sommersaison)
2. Geheimnisvolle Bruchhauser Steine im Sauerland
Vier mächtige Vulkanfelsen erheben sich wie die Türme einer Burg. Bereits vor über 2.500 Jahren nutzten Siedler die natürlichen Begebenheiten und errichteten hier eine Wallburg: mit Holz und Erde bauten sie zwischen den Steinen und schufen so eine gewaltige Festung, die die Jahrhunderte überdauerte. Und auch als Kultstätte dienten die Bruchhauser Steine den damaligen Menschen. Wer genau an dem Ort lebte, ist bis dato ungeklärt. Eine Verbindung zu den keltischen Stämmen, die in der Nähe siedelten, aber wahrscheinlich.

Wie die Externsteine sind auch die Bruchhauser Steine ein Boden- und Kulturdenkmal. Zusätzlich ist das Areal zum Naturschutzgebiet erklärt worden, weil hier sehr seltene Pflanzen wachsen. Und seit 2017 dürfen sich die Bruchhauser Steine sogar „Nationales Naturmonument“ nennen – als erster Ort in NRW. Naturbelassene Themenpfade führen durch das Schutzgebiet und auf einem der Felsen darf geklettert werden. Ein wenig Erfahrung, Selbstvertrauen und gutes Schuhwerk ist für den Aufstieg allerdings erforderlich – bei guter Sicht wird den Wagemutigen dafür eine Fernsicht bis in den Teutoburger Wald und in Richtung der Externsteine geboten.

Infos zu den Bruchhauser Steinen
- Öffnungszeiten des Infocenters: März bis Oktober von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 – 18 Uhr. November bis März von Freitag bis Sonntag zwischen 10 – 15 Uhr.
- Eintritt in die Erlebniswelt: Erwachsene 5,50 Euro, Kinder zwischen sechs und 16 Jahren zahlen 3 Euro.
- Anreise mit dem Pkw: Bruchhauser Steine, Informationscenter, 59939 Olsberg Bruchhausen. Mit dem ÖPNV: Von Winterberg mit der Buslinie 356 und von Olsberg mit dem R31.
3. Germanische Kultstätte in Züschen
Alles scheint in Bewegung zu sein: nackte Frauenkörper haben sich teils aufgerichtet, teils liegen sie noch. Wallende Haare umhüllen ihre Häupter und etwas regt sich dort, wo eigentlich ihre Füße sein sollten: es sind große, geschwungene Flossen. Die in Bronze gegossenen Schönheiten sind aber keineswegs einfache Nixen. Vielmehr stellen sie Nornen, germanische Schicksalsgöttinnen, dar.



Die drei mystischen Wesen symbolisieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und befinden sich aus gutem Grund am Ursprung des Flusses Nuhne. Schon zu germanischer Zeit war der Ort, wo Sonneborn und Ahre zusammenfließen und sich zur Nuhne vereinen, eine Kultstätte. Davon künden große Ringbücher, die in den Steinen des Platzes verankert sind. Sie erzählen aus der Zeit, als Germanen im Sauerland lebten. Erklären die Bedeutung der Runen und den Glauben der Sachsen und Chatten, die damals in der Region lebten. Heute verströmt der Ort gleichermaßen Ruhe und Energie. Das Rauschen des Flusses, der Gesang der Vögel und der Duft der Wiesen beruhigen gestresste Gemüter. Zugleich geht von dem Brunnen, der in der Mitte des Platzes steht, eine aktivierende Wirkung aus.
Infos zu der Kultstätte in Züschen
- Öffnungszeiten: Die Kultstätte ist offen zugänglich und rund um die Uhr zu betreten.
- Anreise mit dem Pkw: Nuhnetalstr. 44, 59955 Winterberg-Züschen
4. Unheimliches NRW – das Geisterhaus in Lemgo
Wenn es einen geheimnisumwitterten Ort in NRW gibt, dann diesen! Heute ist das Haus ein Museum, aber noch vor einigen Jahrzehnten wurde es in den Boulevard-Blättern als „Geisterhaus“ bezeichnet. Und zu Lebzeiten von Karl Junker, dem Erbauer des Hauses, vermieden Nachbarn und Anwohner jeden Kontakt mit dem als unheimlich geltenden Mann. Nach seinem Tod fand sich kein Käufer für das Anwesen, das auf den ersten Blick märchenhaft anmutet. Umgeben von einem blühenden Margaritenfeld steht das Junkerhaus auf einer kleinen Anhöhe, etwas außerhalb des Stadtkerns.

Doch das Märchenhafte, Leichte verschwindet im Inneren. Denn dort ist es dunkel und düster. Selbst wer nichts über die traurige Lebensgeschichte von Karl Junker weiß, fühlt sich hier seltsam bedrückt. Mutet das Haus doch wie eine Höhle an. Eine Höhle, die obsessiv bearbeitet wurde. Buchstäblich jeder Quadratzentimeter der Räume ist mit filigranen Schnitzereien versehen. Wände, Böden und Decken. Auch vor der Toilette hat Junkers Gestaltungswut nicht halt gemacht. Karl Junker starb – angeblich aus zurückgewiesener Liebe – einsam und isoliert 1912 im selbst geschaffenen Kunstwerk. Junkers Emotionen müssen eine enorme Kraft besessen haben, denn auch 100 Jahre später äußern viele Besucher, dass sie von dem Haus seltsam berührt werden. So ist die Trauer für die meisten Menschen im Haus noch heute spürbar.
Infos zum Junkerhaus
- Öffnungszeiten: April bis Oktober von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 bis 17 Uhr. November bis März von Freitag bis Sonntag zwischen 11 bis 15 Uhr.
- Eintrittspreise: Erwachsene: 3 Euro, Ermäßigung 1,50 Euro.
- Anreise mit dem Pkw. Museum Junkerhaus Lemgo, Hamelner Straße 36, 32667 Lemgo.
Weiterlesen: Lemgo – Hexen, Geister und grausame Menschen.
5. Geheimnisumwitterte Orte in NRW: die Dechenhöhle
Mit ihren vielen Grotten und Kammern zählt die Dechenhöhle in Iserlohn zu den schönsten begehbaren Tropfsteinhöhlen Deutschlands. 1868 waren Bahnarbeiter zufällig auf das weitverzweigte Höhlensystem gestoßen und fühlten sich sofort an einen Sakralbau erinnert. Deshalb gaben sie den Kammern und Grotten Namen, die sie aus christlichen Kirchen kannten: Orgel, Kapelle und Kanzel.


Die Namen sind geblieben und auch die magische Atmosphäre in dem Naturdenkmal. Zwischen bunt schimmernden Stalagmiten und Stalaktiten fühlen sich Besucher wie in einer Märchenwelt: überall stehen bizarre Gebilde, die die Natur über die Jahrtausende geschaffen hat. Hauchdünne Sintervorhänge aus Kalzit schimmern, Kristalle glitzern an den Höhlendecken und unter der Wasseroberfläche kleiner Seen.
Infos zur Dechenhöhle
- Öffnungszeiten: die Höhle darf nur im Rahmen von Führungen betreten werden
- Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Kinder 6 Euro
- Adresse: Dechenhöhle 5, 58644 Iserlohn
Zusatztipp I.: Das Geisterdorf Wollseifen in der Eifel
Die außergewöhnliche Atmosphäre, die im „Geisterdorf“ Wollseifen herrscht und der sich kein Besucher entziehen kann, ist von Menschenhand geschaffen: Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Ort von den Briten zwangsgeräumt und diente danach jahrzehntelang als Truppenübungsplatz: Panzer rollten über die grüne Hochfläche und Kugeln flogen durch die klare Mittelgebirgsluft. Heute sind die Häuser verwittert und verfallen. Vereinzelte Einschussspuren zeugen von der militärischen Nutzung. Wanderer beschreiben den Ort oft als „gespenstisch“.

Das geschichtsträchtige Dorf kann auf verschiedenen Wanderwegen erreicht werden, besonders spannend sind die geführten Ranger-Touren in Wollseifen, denn sie machen die dramatischen Ereignisse greifbar.
Infos zum Geisterdorf Wollseifen
- Öffnungszeiten: rund um die Uhr zugänglich
- Adresse: 53937 Wollseifen
Zusatztipp II.: Gnadenkapelle Kevelaer
Der sechseckige Kuppelbau der Gnadenkapelle ist auch architektonisch spannend. Die meisten Menschen zieht es aber aus Glaubensgründen an den Ort. Rund eine Millionen Pilger strömen Jahr für Jahr in die kleine niederrheinische Stadt Kevelaer und machen sie damit zu einem der bedeutendsten Marienwahlfahrtsorte Europas. Wie bei derlei Pilgerstätten üblich gibt es einen Entstehungsmythos: Der Legende nach soll eine Stimme kurz vor Weihnachten den Bau der kleinen Kapelle befohlen haben. Der strenggläubige Händler Hendrik Busmann, der die Vision hatte, führte die Anweisung in den Jahren 1641/2 aus. Ein Jahr später wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ein Heiligenbild der Muttergottes in die Kapelle gebracht. Wenig später soll es die ersten Wunderheilungen an dieser Stelle gegeben haben. Seither pilgern Jahr und Jahr Zehntausende Menschen zu der Gnadenkapelle und hoffen auf Wunder. Die heutige Form der Kapelle ist später um das ursprüngliche Häuschen herumgebaut worden und die künstlerische Ausgestaltung der Kapelle wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts beendet.
Infos zur Gnadenkapelle Kevelaer
- Öffnungszeiten: 6:30 – 18 Uhr
- Eintrittspreis: kostenlos
- Anreise: Kapellenplatz, Kevelar
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