Zwischen bunt schimmernden Stalagmiten und Stalaktiten erklingen weihnachtliche Lieder – live gespielt von Musikern aus aller Welt. Sie alle kommen Jahr für Jahr nach Iserlohn im Sauerland. Denn hier liegt die Dechenhöhle, die mit ihrer vielen Grotten und Kammern als eine der schönsten begehbaren Tropfsteinhöhlen in ganz Deutschland gilt. Und in der Weihnachtszeit verwandelt sich das Naturdenkmal in einen magischen Ort, der von Licht und Liedern erfüllt ist. Besuchen Sie mit mir die Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle…
Mystische Welt: die Dechenhöhle in Iserlohn
Es nieselt und irgendein Kind quengelt – vor dem Eingang der Dechenhöhle ist Alltag. Dann öffnen sich die Türen und die Wartenden dürfen eintreten: In eine unterirdische Welt, in der hunderte Kerzen leuchten. Farbige Strahler tauchen die Tropfsteine in intensive Farben. Daneben glitzern Salzkristalle wie Diamanten. In einiger Entfernung erklingen dann die ersten Töne. Noch sind die Musiker nicht zu sehen, aber die Klänge sind bereits überall – dank der besonderen Akustik in der Höhle. Dann erreichen die Besucher die erste Musikgruppe: Vier Akkordeonspieler und ein Gitarrist sitzen an einem großen Adventskranz. Sie spielen „Alle Jahre wieder“ und ergriffen singen die Menschen mit. Kein Kind quengelt mehr. Und selbst die Gestresstesten vergessen den Alltag und genießen die Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle.
Auch interessant: Ihr sucht ungewöhnliche Weihnachtserlebnisse? Hier stelle ich meine TOP 5 der überraschendsten Adventsmärkte vor
Höhlen als christliche Kultstätten
Die Akkordeongruppe spielt in der sogenannten Wolfsschlucht. Alle Kammern haben Namen, die aus der Zeit der Entdeckung der Dechenhöhle stammen. 1868 waren Bahnarbeiter zufällig auf das weit verzweigte Höhlensystem gestoßen und fühlten sich offenbar an einen Sakralbau erinnert. Denn viele der Namen sind aus christlichen Gotteshäusern entliehen, wie Orgel, Kapelle und Kanzel. Was nicht weiter verwunderlich ist: Denn Höhlen wurden bereits in der Steinzeit als Kultstätten genutzt. Und auch die ersten Christen haben sich in sie geflüchtet. So wird im ganzen orthodoxen Raum Jesu Geburt auch nicht in einer Krippe, sondern in einer Höhle dargestellt. Mit der Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle greifen die Iserlohner diese frühchristliche Tradition wieder auf.
Bescheidene Anfänge vor über 30 Jahren
Mittlerweile ist die Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle eine feste Größe und viele Nordrhein-Westfalen nutzen die Chance, der Feiertagshektik zumindest für eine Stunde zu entkommen. Aber vor über 30 Jahren hat alles ganz bescheiden angefangen. 1984 gab es an Heiligabend eine kleine Höhlen-Führung mit musikalischer Einlage. Der frühere Betriebschef der Höhle, Elmar Hammerschmidt, hatte die Idee zu der Veranstaltung und seine musikalischen Schwestern spielten auf ihren Blockflöten und Gitarren weihnachtliche Lieder. Offenbar trafen sie damit einen Nerv, denn seither bekommt die Höhlenweihnacht mehr und mehr Zuspruch. Heute wird der Ansturm durch Führungen und Konzerte in 15 Minuten-Abständen geregelt.
Besinnlicher Moment bei der Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle
Gerade zu Weihnachten sind es viele ältere Menschen, aber auch kinderlose Paare, die die Dechenhöhle besuchen. Wenn man nach den Motiven für den Besuch fragt, sagen viele: „das ist für uns zum Ersatz für den Kirchgang geworden.“ Auch wer nicht mehr in die Kirche geht, wünscht sich offenbar ein besinnliches Weihnachtserlebnis. Fernab von blinkenden Coca-Cola Trucks, überfüllten Märkten und dem allgegenwärtigen Kommerz. Die Veranstaltung in der Dechenhöhle ist wunderbar altertümlich und stimmungsvoll.
Besonders deutlich wird das in der dunkelrot schimmernden Kanzelgrotte. Hier spielen Tatsiana Belmach und Ihar Karnazhytski. Zusammen sind sie das „Duo Kriniza“ aus Minsk in Weißrussland. Beide Musiker tragen Tracht. Und der bodenlange Rock von Tatsiana Belmach mit seinem roten geometrischen Muster passt perfekt in die schimmernde Grotte. Das Duo kommt schon seit über zehn Jahren zu Weihnachten ins Sauerland, weil es ein Faible für den ungewöhnlichen Veranstaltungsort hat.
Konzerte an fünf Klangstationen in der Dechenhöhle
Die nächste der insgesamt fünf Stationen ist weniger seelenvoll. Dafür originell. Denn Gundula Biester-Bosch spielt auf einem indonesischen Angklung und wird dabei von ihrer Familie unterstützt. Sohn Peter trägt ein Gedicht vor. Und aus einer dunklen Ecke taucht plötzlich ein Höhlenbär auf. Sein Ganzkörperkostüm und die launigen Sprüche verschönen den jüngsten Besuchern den unterirdischen Ausflug.
Die letzte Station, unmittelbar am Ausgang, ist dann wieder ganz der Musik gewidmet. Mit der Geigerin Elena Ruslan und dem Akkordeon-Spieler Gworkin Maximovski. Auch die beiden stammen aus Weißrussland; spielen aber ganz überwiegend deutsche Weihnachtslieder. Wie ‚Oh, du Fröhliche’, das die große Mehrzahl der Besucher inbrünstig mitsingt.
Begleitprogramm zur Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle 2023
Nach der Führung können sich die Besucher im angeschlossenen Museum umsehen. Hier sind Funde ausgestellt, die Forscher in der Dechenhöhle gemacht haben. Wem der Sinn weniger nach Bildung und mehr nach Leiblichem steht, wird ebenfalls fündig: Mit Glühwein und Waffeln kann man sich nach dem unterirdischen Spaziergang stärken. 2023 findet die Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle an folgenden Terminen statt:
Führung – Infos und Preise
Die Touren starten alle zehn Minuten und dauern 50 Minuten. Erwachsene zahlen 10 Euro; Kinder zwischen 3-14 Jahren 7 Euro. Da die Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle mittlerweile sehr beliebt ist, empfehle ich die Tickets im Voraus zu kaufen. Der Vorverkauf startet am 21.11.2023 – entweder direkt an der Höhle (Sa. + So. zw. 10-16 Uhr) oder unter Telefon 02374/71421. Auch ist es i.d.R. so, dass die frühen Touren etwas weniger gut besucht sind. Weitere Infos zu den Veranstaltungen.
Termine Höhlenweihnacht in der Dechenhöhle 2023
Sonntag | 10.12.2023 | 3. Advent | 13.30 – 16.00 Uhr |
Sonntag | 17.12.2023 | 4. Advent | 13.30 – 16.00 Uhr |
Samstag | 24.12.2023 | Heiligabend | 11.00 – 17.00 Uhr |
Montag | 26.12.2023 | 2. Feiertag | 13.30 – 16.00 Uhr |
Lust auf noch mehr Nostalgie in der Weihnachtszeit? Wunderbar atmodisch ist der Advent am Wolfgang und herrlich originell der Advent in Utrecht.
Schreibe einen Kommentar