Menschenleere Landschaften. Sattgrüne Wiesen. Einsame Buchten – die wilde Schönheit Irlands lässt niemanden unberührt. Und nicht nur für Wanderer gilt die Insel als Sehnsuchtstort. Denn die spektakuläre Natur, die Freundlichkeit der Iren und ihre tragische Geschichte gehen einfach zu Herzen. Der Inbegriff irischen Glücks ist die Provinz Donegal, die im äußersten Nordwesten des Landes liegt. Sie ist perfekt zum Wandern in Irland.

Irland – das Land der Schafe
Schafe, Schafe, Schafe. Bei Streifzügen durch die irische Provinz Donegal trifft man die Tiere zu Tausenden. Und auch ihre Häufchen. Wer es schafft den Blick von den tierischen Tretminen zu lösen und zum Himmel zu schauen, wird dort vermutlich ein weiteres Übel heraufziehen sehen: Regenwolken. Wegen des Wetters bucht vermutlich niemand einen Irland-Urlaub. Wegen der sagenhaften Landschaft, die zu unzähligen Liedern und Legenden inspiriert, schon eher. In ihr vergisst man schnell, dass in Donegal ganzjährig Aprilwetter herrscht.

Freundlichkeit ist im Reisepreis inklusive
Die zu Herzen gehende Freundlichkeit der Bewohner tut ein Übriges, um die Urlauber mit dem Wetter zu versöhnen. Donegal ist so dünn besiedelt, dass die Iren sich über jeden Besucher freuen. Und deutsche Urlauber scheinen ihnen besonders willkommen zu sein. Innerhalb weniger Minuten waren wir überall in ein intensives Gespräch vertieft. Und haben so erfahren, dass die meisten Iren zwei oder drei Jobs haben: Der Busfahrer züchtet Pferde, der Wanderführer ist im Hauptberuf Polizist und die freundliche Bedienung aus dem Pub arbeitet nebenbei in einer Bäckerei.
Wandern in Irland – anspruchsvolle Touren
Wanderurlaube in Donegal sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Wer anspruchsvolle Touren mit spektakulären Aussichten sucht, ist in der irischen Provinz richtig. Dass Urlauber heute über die Wiesen und Weiden, Berge und Bäche laufen dürfen, ist aber keine Selbstverständlichkeit. Denn die irischen Wanderwege sind überwiegend in Privatbesitz. Nach zähen Verhandlungen haben die Farmer aber letztlich ein Wegerecht eingeräumt. Land ist in Irland heilig, was sich aus der gewaltsamen Vergangenheit der englischen Besatzung erklärt. Und wer die verfallenen keltischen Kultstätten oder die spektakulären Klippen Donegals betrachtet, versteht intuitiv die tiefe Verbundenheit der Menschen zu ihrer Heimat.

Glencolmcille – Spektakuläre Wanderung in Donegal
Wandern in Irland
Glencolmcille ist ein pittoreskes Dorf mit gerade einmal 220 Einwohnern, das als einer der historisch interessantesten Orte in ganz Irland gilt. Denn hier finden sich viele keltische und führchristliche Spuren. Unweit des Ortes erheben sich mächtige, gut 600 Meter hohe Klippen: Slieve League (irisch: Sliabh Liag) bietet einen grandiosen Anblick und die Einheimischen erzählen gerne, dass es sich bei den Klippen um die höchsten Europas handeln. Das müsst ihr aber nicht unbedingt glauben. 🙂


Wanderungen entlang der Klippen zählen zu den schönsten, zugleich aber auch anstrengendsten im ganzen Land. Denn die knapp 600 Höhenmeter müssen in einem kurzen, steilen Aufstieg überwunden werden. Und da in Irland wohl kein Tag vergeht, an dem es nicht mindestens einmal regnet, ist der Untergrund oft nass und rutschig. An einigen Stellen laufen Wanderer sogar Gefahr, knöcheltief im Schlamm zu versinken. Deshalb ist hier eine gute Wanderausrüstung unverzichtbar.

Zur Entschädigung verschwinden aber in etwa 300 Meter Höhe die kleinen, schwarzen Köttel. Den Schafen ist es auf den Klippen von Slieve League offenbar zu zügig. Auch uns bläst der Wind um die Ohren, aber dafür haben wir den Ausblick auf die vom Meer umspülten Steilklippen. Die Sonne glitzert auf dem Wasser und das Grün entlang des Pfades ist so intensiv, dass es fast künstlich wirkt.
Wandern in Irland – der geschichtsträchtige „Pilgrims Path“
Auf den heutigen Wanderwegen sind früher Pilgerer gegangen. Im 5. Jahrhundert hatten die ersten irischen Christen an dem abgelegenen Ort ein Kloster gegründet und da die Bevölkerung die heiligen Männer sehr verehrte, pilgerten sie in Scharen auf die Klippen. Daher rührt der Name eines heutigen Wanderwegs: „pilgrims path“. Er ist kurz, knackig und einfach spektakulär.


In den Ruinen des Klosters können Wanderer dann pausieren. Unser Wanderführer hat uns in den geschichtsträchtigen Mauern von seiner Familie und den zehn Geschwistern erzählt. Drei seiner Brüder, die Irland vor Jahrzehnten verlassen mussten, weil sie keine Arbeit fanden, sind mittlerweile zurückgekehrt. „Wir haben erstmalig genügend Arbeit für die Menschen“ sagt er, „niemand ist mehr gezwungen zu emigrieren.“ Für die Iren ist das etwas völlig Neues und etwas, was sie stolz und glücklich macht.
Die beste Jahreszeit fürs Wandern in Irland
Wann regnet es in Irland am wenigsten? Diese Frage wird häufig in den Suchmaschinen gestellt. Die Antwort lautet: Mai und Juni, denn die beiden Monate gelten als die trockendsten im Jahresdurchschnitt. Zudem herrschen dann angenehm milde Temperaturen, sodass sie ideal fürs Wandern in Irland sind. Und falls es doch das ein oder andere Mal regnet, sollten wir uns in Erinnerung rufen: ohne den vielen Regen wäre Irland nicht die „Grüne Insel.“



Donegal-Tipps – Picknick und Pub-Besuch
Wenn das Wetter mitspielt, kann man während der Wanderungen wunderbar picknicken. An Regentagen empfiehlt sich hingegen ein Pub-Besuch. Denn hier kommt jeder Wanderer garantiert mit den Iren ins Gespräch. Die Dorfbewohner treffen sich oft schon am frühen Abend in den örtlichen Pubs. Drei Generationen sitzen dann einträchtig an einem Tisch. Lauschen den spontanen Live-Konzerten und laden die Gäste auf ein Guinness ein. Das ist Irland.
Kulinarischer Extra-Tipp für Donegal
Diewahrscheinlich beste Bäckerei der ganzen Insel steht in dem 600 Seelen-Dorf Ardara und ist seit Generationen in Familienbesitz. Der Verkaufsschlager des kleinen Betriebs ist das „Oaten Meal Bread“. Vollkornmehl, brauner Zucker und Buttermilch machen seinen ganz besonderen Geschmack aus. Und der wird nicht nur in Irland geschätzt. Seit über 20 Jahren wird das Brot aus Donegal in dem berühmten Londoner Kaufhaus „Harrods“ verkauft. „Wenn die Engländer vernünftiges Brot essen wollen, müssen sie irisches importieren“, lacht unsere Bedienung.
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