Geschützt durch hohe Berge herrscht an Italiens größtem See ganzjährig ein mildes Klima. Sonnenhungrige, Surfcracks und Segler finden hier beste Bedingungen. Direkt am Seeufer kann es deswegen schon mal trubelig und auch teuer werden. Für Ruhesuchende, die ihre Finanzen nicht überstrapazieren wollen, gibt es nur wenige Kilometer von den touristischen Zentren entfernt aber noch eine andere Welt: Gastfreundliche Bauernhöfe, urige Weinschenken und kleine Agriturismo-Hotels – den Norden des Gardasees. Hier kommen fünf lukullische Orte, die euch begeistern werden!
5 besondere Orte im Hinterland
Im rauen, aber herzlichen Norden des Gardasees kommt ihr mit der Landbevölkerung in Kontakt. Könnt regionale Delikatessen zu fairen Preisen probieren und in einem wunderschönen Agriturismo-Hotel übernachten. Aber der Reihe nach. Mein erster Tipp führt nach Arco und auf den örtlichen Wochenmarkt. Das Städtchen liegt ein paar Kilometer vom nördlichen Seeufer entfernt und ist ausgesprochen charmant. Allerdings ist es in den letzten Jahren immer beliebter geworden, sodass es hier in der Hauptsaison schon voll werden kann.
Kleiner Wochenmarkt = großer Genuss
Ein morgendlicher Gang über den Wochenmarkt von Arco ist aber nach wie vor ein berauschendes Erlebnis. Denn von überall strömen Gerüche und Geräusche auf euch ein. Ihr seht vollreife Ochsenherzen. Duftendes Basilikum und Kürbisse von der Größe eines Medizinballs.
Der intensive Geschmack der frischen Produkte hängt natürlich mit dem südlichen Klima, aber auch mit den örtlichen Anbaumethoden zusammen. So besinnen sich viele der Landwirte am Gardasee auf alte Sorten. Oder stellen ganz auf Bioproduktion um, wie das Ehepaar Costner.
Verkostungen auf dem Bauernhof im Norden des Gardasees
Tina Costner betreibt den Hof zusammen mit ihrem Mann Roberto. Für ein paar Euro können Urlauber hier je nach Saison wechselnde Köstlichkeiten wie Zucchini-Creme, eingelegten Blumenkohl und selbstgepressten Beerensaft probieren. Luftlinie liegt das 600 Seelendorf Drena nur rund 20 Kilometer vom Gardasee entfernt. Doch gefühlt liegen Welten zwischen dem quirligen See und dem ruhigen Bergdorf. Und allein wegen seiner Schönheit ist es einen Besuch wert – falls ihr euch nicht für frische, bäuerliche Kost begeistert.
Drena liegt landschaftlich reizvoll in einer typischen Berglandschaft. Das Klima ist mild und in den umliegenden Wäldern wachsen uralte Kastanienbäume. Die dörfliche Ruhe und Gemeinschaft ist hier noch intakt. Ich habe den Besuch sehr genossen. Denn wann erleben wir schon einmal so frisches Obst und Gemüse? Es war einfach herzerwärmend, wie Roberto Costner stolz den größten Kürbis des Jahres präsentiert hat.
Heiliger Wein aus dem Norden des Gardasees
Auch Vale de Lagi, das Tal der Seen, ist ein Ort, der mich nachhaltig begeistert hat. Hier liegt das Bioweingut der Familie Pedrotti. Aus den weißen Nosiola-Trauben, die nur in der Region angebaut werden, stellt die Winzerfamilie Pedrotti einen ganz besonderen Wein her: den „Vino Santo“.
Dieser heilige Wein ist ein süßfruchtiger Dessertwein und ein echtes Geschmackserlebnis. Seinen Namen trägt der „heilige Wein“, weil er nur in der Karwoche gepresst wird. Getrunken wird er aber rund ums Jahr. Und in der urigen Schenke der Familie werden dazu ganz klassisch trockene Kekse gereicht.
Hoteltipp im Norden des Gardasees
Mitten in den Bergen, mit einer fantastischen Sicht ins Tal liegt das kleine Agriturismo-Hotel „Maso Botes“*. Es ist umgeben von Olivenhainen. Auf dem Grundstück stehen 500 Olivenbäume und 200 Bienenstöcke. Denn Hotelier Renato Santuliana ist im Hauptberuf Imker und produziert Wald-, Frühlingsblumen- und Kastanienblütenhonig. Der Honig findet sich natürlich auch auf dem Frühstücksbuffet des Familienbetriebs wieder. Und auf der Dachterrasse steht ein Whirlpool für euch bereit. Mit freiem Blick auf das Bergpanorama – traumhaft.
Hier könnt ihr weitere Bilder und Infos finden: Das kleine Privathotel bietet meines Erachtens ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis*.
Naturdenkmal – der Olif de Bòtes
Die Auffahrt zum Agro Hotel könnt ihr nicht übersehen: hier steht ein großer, knöchriger Olivenbaum am Straßenrand: der „Olif de Bòtes“. Die Blätter des uralten Baumes schimmern silbrig. Und eine kleine Tafel informiert die Betrachter, dass in seinem Schatten bereits vor Hunderten von Jahren Verhandlungen stattgefunden haben.
Grappa-Tasting im Norden des Gardasees
Hier noch ein besonders genussvoller Tipp, den ihr im Hinterland des Gardasees erleben könnt: Im Dörfchen Dro liegt eine der letzten Destillerien der Region. Die Familie Angeli produziert hier seit Generationen einen köstlichen Grappa – ausschließlich aus regionalen Trauben.
Carmen Angeli führt heute das Familienunternehmen und lässt Besucher des kleinen Hofladens gerne die unterschiedlichen Grappasorten probieren. Regelmäßig veranstaltet sie auch Führungen durch die kleine Produktionshalle, in der ein berauschender Duft in der Luft liegt.
Mittelalterdorf Canale
Extra-Tipp: Ein besonders schönes Ausflugziel im Norden des Gardasees ist das Dorf Canale. Es gehört zum Club der schönsten Dörfer Italiens und hat diese Zugehörigkeit wirklich verdient. Denn Canale ist so schön, dass man in jeden Innenhof, in jedes Häuschen hineinschauen möchte. Fast erwartet man, dass einem Pferde in den engen Kopfsteingassen entgegen kommen. Oder hübsche Frauen in Reifröcken. Das Dorf aus dem 13. Jahrhundert hat seine perfekte Mittelalterkulisse bis ins 21. Jahrhundert bewahrt.
Der Norden des Gardasees
Mein Fazit: Im Hinterland ist alles eine Spur familiärer und günstiger als unmittelbar am See. Berge und südländisches Flair erleben Besucher am intensivsten in den Agriturismo-Hotels der Region. In engen Serpentinen schlängeln sich die Straßen den Berg hinauf. Und je weiter man den Berg hinauf fährt, desto kleiner und pittoresker werden die Orte. Links und rechts türmen sich die Gipfel auf. Bis zu 2.000 sind die Berge im Hinterland des Gardasees hoch.
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Ihr sucht das authentische Italien? Dann besucht doch einmal die Insel Procida. Das ist Süditalien pur! Hier stelle ich euch die schöne Unbekannte im Golf von Neapel vor – ihr werdet begeistert sein.
Die Recherchereise in den Norden des Gardasees erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Garda Trentino. Vielen Dank dafür.
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Jutta Kellner meint
Sehr gut und informativ geschrieben…..
Antje meint
Vielen Dank. Das freut mich sehr. 🙂
Jost aus Soest meint
Hach Italien…
Kleiner Tipp, damit deine Mitlesys den Ort „Canale“ (den es in Italien mehrfach gibt) leichter finden: Auf Google Maps und co. nach „Borgo Medievale di Canale“ suchen.
Antje meint
Danke für den hilfreichen Hinweis. 🙂