Neandertaler, die Nashörner jagten. Flugmäuse, die sich von Baum zu Baum gleiten ließen und römische Villen, die luxuriös wie Wellness-Oasen waren – in Rheinland-Pfalz gleicht die Archäologie manchmal tatsächlich einem Abenteuer. Die spannendsten urzeitlichen Fossilien und antiken Fundstücke werden jetzt in der Ausstellung „vorZeiten – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ gezeigt. Vom 21. Mai – 29. Oktober 2017 präsentiert das Landesmuseum Mainz das Beste, was Archäologen in den letzten 70 Jahren im Land ausgebuddelt haben: vorZeiten – Archäologie-Ausstellung in Mainz.
400 Millionen Jahre Erdgeschichte
Die Landesarchäologie in Rheinland-Pfalz ist vor 70 Jahren gegründet worden – und damit auch die Öffentlichkeit etwas von dem Jubiläum hat, haben die Wissenschaftler ihre Archive, Keller und Tresore geöffnet. Museumsbesucher dürfen zum Teil sehr spektakuläre Exponate bewundern – einige davon werden zum ersten Mal überhaupt in einer Ausstellung gezeigt. Dass die Region so reich an Fundstücken ist, hat einen simplen Grund: Rheinland-Pfalz war immer ein Durchgangsland. Völker wanderten hindurch. Ließen sich nieder und kämpften miteinander. Entsprechend zahlreich sind ihre Relikte in der Erde. Wo immer ein Bagger in Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommt, ruft das die Landes-Archäologen auf den Plan.
Am Anfang war das Meer
Die Ausstellung im Mainzer Museum ist wie ein Zeittunnel angeordnet. Ein langer, schwarzer Tunnel, in dem unterschiedliche Farbakzente den Weg weisen: Ein intensives Blau empfängt die Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung. Die Farbe symbolisiert den Ozean, der sich vor 400 Millionen Jahren dort befand, wo heute Rheinland-Pfalz liegt. Die Wesen, die in ihm lebten, muten wie die „Phantastischen Tierwesen“ an, die Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling zuletzt erfunden hat: Spinnen, deren lange Beine wie gefährliche Tentakel wirken. Und riesige Seesterne, die noch nach Millionen Jahren geheimnisvoll schimmern.
Seltenes Exponat: die Flugmaus
Der nächste Raum gleicht einem Labor. Lupen liegen bereit. Und weißes Licht beleuchtet ein Fossil, das die wenigsten Menschen jemals zuvor gesehen haben dürften: eine Flugmaus. Die urzeitlichen Tiere waren hervorragende Gleiter und gelangten so von Baum zu Baum, ohne jemals den Boden berühren zu müssen, wo aggressive Fressfeinde warteten. Warum die Flugmaus trotzdem ausgestorben ist, wissen die Archäologen nicht. Dafür haben sie zu wenig Forschungsmaterial – fossile Überreste des urzeitlichen Nagers sind extrem selten. Und entsprechend stolz sind die Rheinland-Pfälzer auf ihre Flugmaus.
Leuchtend rot ist der nächste Ausstellungsraum, der sich mit der Bronzezeit in der Region befasst. Fast glaubt man hier das schmelzende Metall zu spüren, so intensiv strahlt das Rot.
Römische Vergangenheit
Besonders umfangreich sind die Funde aus römischer Zeit in Rheinland-Pfalz. Trier dürfte den meisten Menschen als Römerstadt ein Begriff sein. Aber dass Mainz als Standort der Legionen und als Hauptstadt der Provinz mindestens genauso bedeutsam war, ist den wenigsten bekannt. Ein sehr gut erhaltenes Bühnentheater und imposante Grabmäler zeugen noch heute von der Bedeutung der Stadt zu römischer Zeit.
Römerbergwerk im Vulkanpark Osteifel
Darüber hinaus finden sich überall im Land die Überreste imposanter Villenanlagen. Aktuell ist im Städtchen Polch bei Koblenz eine Villa freigelegt worden, die über ein ausgeklügeltes System an Wasserleitungen verfügt und so viele Bäder hat, dass sich der Vergleich mit einer modernen Wellnessanlage geradezu aufdrängt. Auch ein 2000 Jahre altes Bergwerk, in dem die Römer Tuffstein abgebaut haben, können Besucher besichtigen. Und es ist wirklich erstaunlich zu erleben, wie ausgereift die antike Technik im Römerbergwerk Maurin war. Wegen all dieser Orte gilt Rheinland-Pfalz als eines der Zentren der Römer-Forschung in Deutschland.
In der Mainzer Ausstellung wird ein weltweit einzigartiges Fundstück aus römischer Zeit gezeigt: die Drachenstandarte. Das Feldzeichen der örtlichen Legion stammt aus Niederbieder und diente bereits zahlreichen Hollywoodfilmen als Vorlage – noch ein Grund mehr, die abenteuerliche Archäologie-Ausstellung in Mainz zu besuchen.
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