Wildgänse auf der Bislicher Insel erleben

Die Bislicher Insel bei Xanten ist eine der letzten intakten Auenlandschaften Deutschlands und ein wichtiges Rückzugsgebiet für Zugvögel. Dass mittlerweile viele Gänse in NRW überwintern, ist bekannt. Und bei Busexkursionen konnten Besucher die weit gereisten Tiere am Niederrhein schon länger beobachten. Seit Januar 2016 werden auf der Bislicher Insel jetzt auch Führungen zu Fuß angeboten. Dabei spazieren die Teilnehmer „im Gänsemarsch“ durch die märchenhafte Landschaft und erleben das Naturschauspiel der Wildgänse auf der Bislicher Insel aus nächster Nähe.

Verschiedene Gänsearten bevölkern in den Wintermonaten die Bislicher Insel (c) Chr. Sprave
Verschiedene Gänsearten auf der Bislicher Insel  (c) Chr. Sprave

Märchenhafte Flusslandschaft

Sattgrüne Wiesen, die von Kopfweiden gesäumt werden. In ihrer Mitte liegen kleine Seen, die vor lauter Gänsen fast schwarz sind. Und von überallher ertönt ein vielstimmiges Geschnatter. Die Bislicher Insel bei Xanten ist ein ganz besonderer Ort, denn hier ist die ursprüngliche Fauna und Flora der Auenlandschaft noch intakt.

Die Bislicher Insel im Winter        (c) Chr. Sprave

Wildgänse auf der Bislicher Insel

Auen sind Überschwemmungsgebiete, die sich durch eine besonders große Artenvielfalt auszeichnen. Am linken Niederrhein zwischen Xanten und Wesel gelegen, ist das 1.200 Hektar große Naturschutzgebiet der Bislicher Insel deshalb ein wichtiges Refugium für Zugvögel. Dass sich die arktischen Wildgänse hier besonders wohlfühlen, liegt an den großen Weideflächen und zahlreichen Gewässern. Geschützt vor Füchsen verbringen die Tiere auf ihnen die Nächte. Gut 25.000 Gänse wissen diese Annehmlichkeiten mittlerweile zu schätzen und überwintern Jahr für Jahr im Naturschutzgebiet.

Gänseformation
Wildgänse im Anflug auf den Niederrhein

Per Pedes durchs Gänseland

Bei den neuen Fuß-Führungen bekommen Besucher einen intensiven Einblick ins Gänseleben. Geleitet werden die Exkursionen von Niederrhein-Guide Andrea Schulze. Ausgestattet mit Ferngläsern marschiert die Gruppe vom Infozentrum der Bislicher Insel zu den besten Aussichtspunkten. Dabei achtet die Expertin stets darauf, dass ein Sicherheitsabstand zu den Vögeln gewahrt wird. Denn jeder erneute Start kostet die erschöpften Tiere viel Kraft.

Gänse-Guide
Bei den neuen Exkursionen laufen die Teilnehmer im Gänsemarsch hintereinander her
Und dank der mitgeführten Ferngläser lassen sich dann ganz besondere Beobachtungen machen
Und stoppen an den interessantesten Plätzen, wo ganz besondere Beobachtungen möglich sind

Kuriose Gänse-Fakten

Dank der richtigen Justierung der Ferngläser wird die Gänseschau zum Erlebnis. Denn die Teilnehmer können die Tiere beim Baden und Putzen beobachten. Die meiste Zeit geht bei Gänsen allerdings fürs Futtern drauf: Um ausreichend Energie zu bekommen, müssen sie täglich ein Drittel ihres Körpergewichtes fressen. Bei einem Gewicht von drei Kilo – was eine Graugans locker auf die Waage bringt – müssen die Tiere also fast ein Kilo Gras am Tag vertilgen. Ein langwieriges, aber notwendiges Geschäft. Denn zum Fliegen benötigen die Tiere unglaublich viel Kraft – sind sie doch mit 60 km/h unterwegs.

Wildgänse auf der Bislicher Insel - Je näher man den Tieren kommt, desto faszinierender sind sie
Je näher man den Tieren kommt, desto faszinierender sind sie    (c) Christoph Sprave

Anfliegende Wildgänse auf der Bislicher Insel

Immer wenn eine neue Gänsegruppe im Anflug auf die Bislicher Insel ist, zücken die Exkursionsteilnehmer eilig ihre Kameras. Denn jeder Teilnehmer möchte natürlich ein Bild vom Formationsflug mit nach Hause nehmen. Gänse, so erzählt die Expertin, fliegen grundsätzlich als „V“ oder als „Eins“ am Himmel. Dadurch lassen sie sich auch auf Distanz von anderen Zugvögeln unterscheiden.

Wildgänse auf der Bislicher Insel sind im Winter zu Tausenden anzutreffen
See auf der Bislicher Insel – schwarz vor Wildgänsen

Wildgänse auf der Bislicher Insel – verirrte Meeresgänse

Auf der Bislicher Insel überwintern übrigens überwiegend Blässgänse. Sie verlassen bereits Ende August ihre Brutplätze in der Tundra und erreichen drei Monate später den Niederrhein. Zu ihnen gesellen sich Saat- und Graugänse. Alle Drei haben ein graues Federkleid. Was es für Laien nicht einfach macht, sie zu unterscheiden. Hier und da bewegt sich aber auch etwas Schwarz-Weißes zwischen all dem Grau. Das ist dann in der Regel eine Weißwangengans. Sie hat einen schwarzen Hals und ein weißes Gesicht und gehört zur Gruppe der Meeresgänse. Nach den Führungen ist man ein kleines bisschen schlauer und froh, wenn die erste sichere Identifikation gelingt.

Gänseschwarm im Anflug Bislicher Insel_019_Foto Ch. Sprave - Wildgänse auf der Bislicher Insel
Anflug: Wildgänse auf der Bislicher Insel   (c) Ch. Sprave

Literaturtipp

In meinem neuen Reiseführer „Schönes NRW – Die schönsten Wildtier-Beobachtungen“ (Auf Amazon ansehen) berichte ich von den arktischen Wildgänsen und auch von allen anderen wilden Tieren, die zeitweise oder dauerhaft in NRW siedeln. Sie werden überrascht sein, wer sich an Rhein und Ruhr so alles wohl fühlt. Und welche Exkursionen mittlerweile etwa vom NABU angeboten werden – ich habe sie alle mitgemacht und kann so authentisch berichten.

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NRW ist bekanntlich dicht besiedelt – dennoch leben in unserem Land Dutzende Wildtierarten. Und es werden immer mehr! So ist der Eifel-Biber mittlerweile wieder bei uns heimisch. Die Wisente im Rothaargebirge sind längst ein Touristenmagnet und die Wildpferde im Merfelder Bruch dürften die meisten Tierfreunde kennen. Hier kommen kurz und knapp die spannendsten Ausflüge ins tierische NRW.

Wildtiere in NRW beobachten

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