Tausende Kilometer Küste, die größten Sanddünen Nordamerikas und Buchten voller spielender Tümmler – Atlantik-Kanada hat Urlaubern viel zu bieten. Zu der Region zählen die vier Provinzen Nova Scotia, New Brunswick, Neufundland und Prince Edward Island, die alle direkt an den Atlantischen Ozean grenzen. Sie bieten gigantische Nationalparks mit spektakulären Wanderwegen, menschenleere Landschaften, durch die Elche ziehen, und idyllische Orte, die Urlauber ans Auswandern denken lassen. Die schönsten und spannendsten Sehenswürdigkeiten in Atlantik-Kanada habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.
Atlantik-Kanada – Wandern in New Brunswick
Mit seinen zerklüfteten Küsten und dicht bewaldeten Bergen gehört der Fundy Nationalpark in New Brunswick zum schönsten, was die kanadische Ostküste zu bieten hat. Murmelnde Bäche fließen in den Tälern. Weicher, hellgrüner Moos überzieht die Steine und große Pilze wachsen zu Hunderten aus dem Boden. Trotzdem trifft man hier kaum Touristen.
Extra-Tipp: Der „Fundy Trail“ ist ein Panoramawanderweg, der unmittelbar entlang der imposanten Steilküste führt. Für Wander- und Naturfans ist er ein wahrgewordenes Märchen.
Fundy-Trail – spektakulärer Panoramaweg in New Brunswick
Der Fundy-Trail bietet Einblicke in die Geschichte und Kultur der Region, etwa in den Bootsbau und die Lachsfischerei, zudem spektakuläre Ausblicke auf die Küste vor New Brunswick und vor allem unvergessliche Begegnungen mit der einmaligen Natur Kanadas.
Die Hopewell Rocks in der Bay of Fundy
20 Wasserfälle donnern im Nationalpark und lassen Besucher reflexartig zu ihren Kameras greifen. Doch dieses Szenario ist nichts gegen das Naturschauspiel, was Touristen in der Bay of Fundy erwartet. Die dortigen Hopewell Rocks sind das Wahrzeichen der Provinz und der einzige Ort, wo man in Neubraunschweig garantiert andere Urlauber trifft.
Wie steinerne Riesen ragen die Klippen aus dem Meeresboden. Ihrebizarre Form verdanken sie der Macht der Gezeiten. Ebbe und Flut sind in diesem Teil Kanadas so extrem wie nirgendwo sonst auf der Welt. Nach der Wucht der Natur ist die Ruhe in den kleinen Küstenstädtchen eine willkommene Abwechslung.
Pittoreske Städtchen in Atlantik-Kanada
Bunte Holzhäuschen, vor denen die kanadische Flagge weht, gepflegte Vorgärten mit blühenden Bäumen und Bewohner, die freundlich grüßen. St. Andrews ist ein Ressorttown – genau genommen der erste, der im Land eröffnete. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wollten die Menschen der Verschmutzung in den großen Städten wie Boston, New York und Toronto entkommen und gelangten in die kleinen Ortschaften entlang der Küste, wo frische Luft auf sie wartete. Wer es sich erlauben konnte, verbrachte damals im Sommer ganze zwei Monate in St. Andrews.
Das „Algonquin“ – Legendäres Hotel in St. Andrews
1889 erbaut, ist das „Algonquin“ das traditionsreichste Hotel im Ort. Endlos lange Gänge führen zu den Zimmern und Suiten des Hauses. Mein Zimmer ist das letzte am Ende eines nicht endenden wollenden Flures. Irgendwie kommt mir das Haus vage vertraut vor. Als ich am nächsten Tag mit einer Hotelmitarbeiterin ins Gespräch komme, erzählt sie mir eine Geschichte:
„Es ist tatsächlich wahr, dass Stephan King, er lebt im benachbarten US-Staat Maine, nur zwanzig Minuten von hier entfernt, das Algonquin besucht hat und von dem Hotel inspiriert wurde. Das Hotel war damals nur in den Sommermonaten von Juni bis Oktober geöffnet. Das brachte ihn dazu, den Roman Shining zu schreiben. Wie Sie wissen, handelt das Buch und später auch der Film von unheimlichen Dingen, die in einem Hotel passieren, das den Winter über geschlossen ist.“
Shining mit Jack Nicholson gehört für mich zum Unheimlichsten, was Hollywood jemals verfilmt hat. Deshalb verbringe ich die Zeit in dem schönen Hotel zwischen Grusel und Faszination.
Nova Scotia – allgegenwärtiges Wasser
In Nova Scotia, so scheint es Besuchern, hängt das ganze Leben irgendwie mit dem Wasser zusammen. Das fängt in der Küche an: Was bei uns als Delikatesse gilt, ist in Nova Scotia das traditionelle Arme-Leute-Essen: Lobster. Jeden Tag wandern die Tiere zu Hunderten in die Kochtöpfe entlang der Küste. Couragierte Urlauber suchen sich ihre Mahlzeiten im Restaurant selbst aus; empfindliche Seelen überlassen das lieber dem Personal.
Dass Harry nicht das Schicksal seiner Artgenossen teilt, verdankt er seinem Alter. Harry ist 100 – plus minus ein paar Jahren. Und da Lobster pro Jahr einen Zentimeter wachsen, ist er ein kapitaler Bursche. Mit seinen mächtigen Scheren knackt er Muscheln wie nichts. Diese Kunststückchen sichern Harry das Überleben. Denn den Touristen aus aller Welt gefällt die Darbietung genauso gut wie mir.
Wildwasser-Rafting in Atlantik-Kanada
Die nächste Begegnung mit dem Wasser bietet das sehr beliebte Wildwasser-Rafting in Nova Scotia. Wer das nasse Vergnügen nicht kennt, sollte sich einfach einen Bullenritt vorstellen. Genau genommen einen Bullenritt unter laufender Dusche – genauso fühlt sich Rafting an. Eingepackt in wasserdichte Klamotten sitze ich in dem Schlauchboot. Vorne soll’s heftig werden, hat man uns beim Einsteigen erzählt. Je weiter hinten, desto harmloser. Ich bestehe auf dem hintersten Platz. Aber auch der wird zur Gefahrenzone als wir in die „Waschmaschine“ kommen. Als „Waschmaschine“ bezeichnet man Wasserstellen, an denen viele Wellen in kurzem Abstand hintereinander kommen.
Provinzhauptstadt Halifax in Nova Scotia
Auch bei einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Provinzhauptstadt Halifax dreht sich alles ums Wasser. Und dieses Mal in seiner traurigsten und tragischsten Form – als Todbringer. Denn hier erinnert ein Museum an den Untergang der Titanic, der 700 Meilen entfernt, vor der Küste Neufundlands stattgefunden hat. Neben allerlei Einrichtungsgegenständen hat auch ein hölzerner Liegestuhl aus der ersten Klasse die Katastrophe überdauert.
121 Opfer der Titanic sind auf dem Fairview Friedhof in Halifax begraben. Das sind mehr als in jedem anderen Ort der Welt. Auch heute noch liegen vor den grauen Grabsteinen vereinzelt Blumen und kleine Plüschtiere. Durch den berühmten Film mit Leonardo di Caprio ist der Friedhof zum beliebten Ausflugsort für Fans aus aller Welt geworden. Wer sich für den Mythos Titanic interessiert, kann in Halifax auch gleich ein Pauschalarrangement buchen: Friedhofs- und Museumsführung sowie ein stilechtes Candle-Light-Diner a la Titanic.
Naturrausch in Atlantik-Kanada
Außerhalb der Städte scheint es in Atlantikkanada nur zwei Farben zu geben: Grün und blau. Alle paar Hundert Meter wechselt sich das Grün der Wälder mit dem Blau der Seen ab. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man Nuancen. Das dunkle Grün der Fichten, das helle Grün der Birken und das satte Grün der Wiesen. Und auch die Seen sind nicht einfach nur blau. Vielmehr schimmern sie in allen Farbtönen zwischen Türkis und Schwarz.
Und wer nach der wunderbaren Natur in Atlantik-Kanada Lust aufs städtische Leben bekommt, sollte einen Abstecher nach Toronto machen. Die Multikulti-Metropole Toronto ist für mich die spannendste Stadt des Landes.
Anreise nach Atlantik-Kanada und ein offenes Wort
Flüge nach Halifax sind die beste Anreisemöglichkeit, um Atlantik-Kanada zu erkunden. Air Canada und Condor fliegen von Frankfurt und München. Von Frankfurt ist Halifax schon in 6:40 Stunden zu erreichen. Das sollte m.E. aber nicht dazu verleiten, „mal eben“ auf einen anderen Kontinent zu jetten. Ich denke, dass die Region perfekt ist, um den klassischen, dreiwöchigen Sommerurlaub, wie wir ihn früher gemacht haben, wieder aufleben zu lassen. So bleibt genügend Zeit, das faszinierende Land kennenzulernen und die Umweltbelastung ist natürlich deutlich geringer als bei der Dauerfliegerei, die sich bei manchen Menschen eingebürgert hat. Vom fehlenden Erholungseffekt permanenter Billigflüge in überfüllte Trendmetropolen ganz zu schweigen, oder? 😉
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