Hippie-Insel. Wander Eldorado. Naturpardies. Über La Gomera wird viel geschrieben und vieles entspricht der Wahrheit. Denn so klein die Insel ist, so groß ist die gebotene Vielfalt. Aber La Gomera hat sich in den letzten Jahren stark verändert – die Insel ist touristischer und teurer geworden. Doch noch gibt es viele verwunschene Orte und authentische Erlebnisse auf der zweitkleinsten Kanareninsel. Ich habe gut einen Monat auf dem Eiland verbracht und möchte euch in diesem Artikel 10 faszinierende La Gomera Reisetipps geben.
1. Agulo – das schönste Dorf auf La Gomera
Bunte Häuserfronten, die fast karibisch anmuten. Dazu kleine, romantische Gassen und dutzende Blumenkübel, in denen duftender Bougainvillea wächst. Agulo ist vermutlich das schönste und authentischste Dorf der Insel. Permanent sind Menschen mit Besen und Rechen unterwegs, um Agulo noch schöner zu machen, als das Dorf ohnehin schon ist. Und selbst Häuser, die offensichtlich unbewohnt sind, wirken sehr gepflegt.
Dorfbewohner, mit denen ich ins Gespräch komme, erzählen, dass viele der schmucken Häuser zum Verkauf stehen. Allerdings sind die geforderten Preise saftig. Denn die Insulaner wissen, wie gefragt Immobilien auf La Gomera mittlerweile sind. Zwischen den kleinen, bunten Häusern stehen überall bequeme Bänke, die so platziert wurden, dass sie einen schönen Hintergrund für Fotos abgeben. Bananen wachsen neben der weißen Kirche und große Hinweistafeln erzählen die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner.
Sonnenseite des Dorfes
Touristen streifen nur gelegentlich durch Agulo. Sie besuchen dann das kleine Museum oder eine der wenigen Gaststätten im Ort. Auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nur eine Handvoll im Dorf, aktuell entsteht allerdings ein kleineres Hotel auf der Sonnenseite des Dorfes. Ein Teil von Agulo hat wegen der umgebenden Felsen zwischen November und Februar kein Sonnenlicht – das sollten potenzielle Gäste wissen.
2. Der spektakulärste Mirador auf La Gomera
Auf La Gomera gibt es dutzende Aussichtspunkte, die die umgebende Natur perfekt in Szene setzen: denn sie lenken den Blick auf nebelverhangene Wälder, wüstenähnliche Barrancos und bizarre Vulkanfelsen.
La Gomera Reisetipps für Fotofreunde
Gleich oberhalb von Agulo liegt die ungewöhnlichste Aussichtsplattform der Insel: der Mirador de Abrante. Die Glasplattform thront hunderte Meter über dem Atlantik und unter dem durchsichtigen Boden liegt Agulo. Vor Corona gab es an dem faszinierenden Ort ein Restaurant. Krisenbedingt musste es geschlossen werden, aber der sensationelle Ausblick ist geblieben.
Der Mirador de Abrante
Zu erreichen ist der Mirador de Abrante mit dem Auto – lediglich fünf Minuten Fahrt von Agulo – oder zu Fuß vom Besucherzentrum des Nationalparks. Gut 30 Minuten wandert ihr dabei durch eine bizarre, stellenweise mondähnliche Landschaft. Für Abenteuerlustige gibt es noch eine dritte Möglichkeit: den Aufstieg über die rote Steilwand bei Agulo. Der Weg führt direkt zum Mirador; erfordert allerdings eine solide Kondition.
Weiterlesen: Die sensationellste Aussichtsplattform der ganzen Kanaren findet ihr auf Lanzarote. Der Mirador del Rio wurde vom berühtem Künstler César Manrique gestaltet und ist ein Gesamtkunstwerk, das die Nachbarinsel La Graciosa wie ein Gemälde erscheinen lässt.
3. Die schönste Wanderung auf La Gomera
Wer auf La Gomera urlaubt, muss ihn erlebt haben: den immergrünen Lorbeerwald der Insel. Dichtes Moos ummantelt die Baumstämme und lange, grüne Bärte hängen von den Ästen. Nebel wabert zwischen den rund 20 verschiedenen Baumarten, die im Lorbeerwald von La Gomera wachsen. Dass Orte als „märchenhaft“ beschrieben werden, ist die Regel. Der zum Weltnaturerbe erklärte Inselwald ist aber eine ganze Märchenwelt, an der mich weder sattsehen noch -fotografieren konnte.
Wenn ihr Interesse an außergewöhnlichen Touren habt, schaut euch einmal die Angebote von Sandra Schuster-Böckler an. Die Wanderführerin und Buchautorin lebt seit über 20 Jahren auf La Gomera und bietet intensive Naturerlebnisse für kleine Gruppen an. Hier geht’s zu ihrer Seite.
Der immergrüne Lorbeerwald
Die wahrscheinlich schönste Tour durch den Subtropischen Regenwald führt zu El Cedro – einem Bach, der trotz der Wasserknappheit auf La Gomera immer Wasser führt. Eine kleine Kapelle ist an diesem friedvollen Ort errichtet worden und irgendein Scherzkeks hat eine Vorrichtung erfunden, die einen Baum „urinieren“ lässt. Der Rundweg El Cedro ist nur rund sechs Kilometer lang; es geht aber auf und ab. Über feuchte Steine und rutschige Stufen, sodass ihr ein bisschen mehr Zeit einkalkulieren solltet – nicht zuletzt zum Fotografieren.
4. Valle Gran Rey – das Aussteigerparadies
Erst die gute Nachricht: die Sonnenuntergänge am langen, schwarzen Strand von Valle Gran Rey sind ein Spektakel, das jeden Hollywoodfilm langweilig erscheinen lässt. Wenn dann noch die rhythmischen Trommeln erklingen, die jeden Sonnenuntergang begleiten, kommt eine magische Stimmung auf und ich konnte gut nachvollziehen, was viele Aussteiger in den 70er und 80er Jahren nach Valle Gran Rey gezogen hat. Heute kommen noch wilde Tänze mit flackernden Hula-Hoop-Reifen hinzu, die in der Dunkelheit ihren vollen Zauber entfalten.
Übernachtungstipp für Valle Gran Rey – meine La Gomera Reistipps
Nur wenige Meter vom allabendlichen Strand-Spektakel entfernt liegt das „Caserío del Playa“*. Wenn der Wind günstig steht, trägt er das Rauschen des Meeres und das Trommeln der Musiker bis in die Gärten und Balkons der kleinen Appartmentanlage.
Wer Wert auf eine geschmackvolle, individuelle Einrichtung legt, ist in der „Appartementanlage Caserío del Playa“* richtig. Ein Smeg-Kühlschrank und eine Nespresso-Kaffeemaschine gehören zur Standardausstattung. Und vor den Fenstern wachsen Bananenstauden und Mangobäume, deren reife Früchte für die Gäste ausgelegt werden.
Tourismusfolgen in Valle Gran Rey
Aber: Valle Gran Rey ist in den letzten Jahren deutlich touristischer und teurer geworden. Es sind viele neue Appartements entstanden, sodass sich in Strandnähe oft ein Beherbergungsbetrieb an den nächsten reiht. In der Hauptsaison fällt es gelegentlich sogar schwer, einen freien Tisch in den örtlichen Restaurants zu bekommen. Und wer einen Platz ergattert, muss dann damit rechnen, dass er gehobene Preise zahlt, oder etwas serviert bekommt, das mittelprächtig schmeckt. Günstig und lecker sind i.d.R. die kanarischen Gerichte wie Papas Arrugadas, Almogrote – ein pikanter Ziegenkäse – oder Pimientos de patrón.
Ein offenes Wort: Mich hat es irritiert, deutlich mehr Deutsch als Spanisch zu hören. Und mitzuerleben, dass deutsche Urlauber, die offensichtlich seit Jahren nach Valle Gran Rey reisen, kaum ein Wort der Landessprache beherrschen. Die Namen der Einheimischen sind ihnen geläufig – nicht aber die einfachsten Wörter für ihre Bestellungen oder Einkäufe. In meinen Augen ist das eine Respektlosigkeit. Es geht nicht um perfekte Sprachkenntnisse, sondern um eine höfliche Geste gegenüber den Gastgebern.
5. Das schönste Landhotel auf La Gomera
Nur ein paar Kilometer von Agulo entfernt liegt ein weiteres schönes Bergdorf: Hermigua. Anders als in Agulo spielt sich hier das Leben entlang der langen Hauptstraße ab. Restaurants, Cafés, die gelbe Dorfkirche und das schönste Landhotel der Insel liegen unmittelbar an der Straße.
Das Hotel Rural Casa Los Herrera
Das Hotel Rural Casa Los Herrera* ist ein Ausbildungsbetrieb – künftige Hotelmitarbeiter lernen hier ihr Handwerk. Und wer jetzt glaubt, dass das zu Abstreichen beim Service führt, irrt. Ich habe selten ein so engagiertes und liebenswertes Personal erlebt. Und das im Hotel servierte Frühstück ist eine Sensation. Jeden Tag gibt es einen anderen frischgepressten Saft aus heimischen Früchten. Dazu köstliche Pancakes. Kanarischen Käse mit regionalem Honig. Ein halbes Dutzend verschiedene Brotsorten und und und…. Ein echter Geheimtipp unter den La Gomera Reisetipps….
Extra-Tipp: am Wochenende wird auch ein überragendes Abendessen im Hotel serviert. Hier empfiehlt es sich allerdings, den Tisch vorab zu reservieren, da es sich mittlerweile bei den Einheimischen herumgesprochen hat, wie großartig und fantasievoll die Hotelküche ist.
6. Der Geheimtipp – Playa Santiago
Dass ich mit Valle Gran Rey – ein humorvoller Taxifahrer hat es als „deutsche Kolonie“ bezeichnet – meine Probleme hatte, dürftet ihr aus obigem Text herausgelesen haben. Sehr gut gefallen hat mir hingegen Playa Santiago. Auch hier findet ihr einen schönen, schwarzen Sandstrand und dazu eine lange, neu angelegte Promenade.
Schwarzer Traumstrand auf La Gomera
Eine Handvoll Restaurants, Parkbänke und Palmen reihen sich entlang des Meeres auf. Auf den Wellen schaukeln bunte Fischerboote und kleine Segelschiffe. Über allem liegt eine große Ruhe, die nur vom gelegentlichen Bellen eines freilaufenden Hundes unterbrochen wird. In Playa Santiago hatte ich das Gefühl auf den Kanaren und nicht in einer „deutschen Kolonie“ zu sein.
Weiterlesen: Ein echter Geheimtipp auf den Kanaren ist La Graciosa – die kleinste bewohnte Insel, die bald offiziell als achte Insel geführt werden soll.
7. Das beste Restaurant der Insel
In einer Nebenstraße, ungefähr 100 Meter vom Strand entfernt, liegt in Playa Santiago ein kleines, unauffälliges Restaurant: das Tasca Enyesque. Zwei, drei Tische stehen auf der Terrasse vor dem Lokal und in dem Innenraum noch vier, fünf weitere. Eine große Tafel an der Wand verkündet das Speisenangebot, das typisch kanarische Gerichte neu interpretiert. Alles, was ich in dem Lokal probiert habe – ich glaube, es waren sechs oder sieben Gänge, die uns serviert wurden – war einfach nur köstlich und ist daher einer meiner La Gomera Reisetipps.
8. Die Inselhauptstadt San Sebastian
Viele (deutsche) Urlauber halten sich in San Sebastian nur auf, um die Fähre nach Teneriffa zu verlassen oder zu besteigen. Was ein Fehler ist, denn San Sebastian ist nicht nur ein schönes, kleines Städtchen mit rund 9.000 Bewohnern. Es ist auch eine ausgesprochen geschichtsträchtige Stätte, denn Christoph Kolumbus machte hier Station, bevor er aufbrach, um Indien zu entdecken. Wie die Geschichte weiterging, dürfte bekannt sein. Überall in San Sebastian wird an den Seefahrer erinnert: insbesondere das Kolumbushaus „Casa Colon“ – und wer will, kann neben seinem Denkmal für ein Foto posieren.
9. Whale Watching zählt zu den La Gomera Reisetipps
Whale Watching gehört mittlerweile zum touristischen Standardprogramm – sei es in Kanada oder auf den Kanaren. Aber das, was ihr bei den Fahrten auf La Gomera erleben könnt, ist etwas Besonderes. Nicht etwa, weil ihr besondere viele Wale und Delfine seht – tatsächlich habe ich nur eine Rückenflosse gesehen, die einem Hammerhai gehören sollte – sondern weil ihr zur „Kathedrale des Meeres“ kommt. Dieser Name drängt sich förmlich auf, wenn sich die Boote den Felsen von „Los Organos“ nähern. Alles hat mich hier an Notre Dame erinnert: angefangen beim grauen Gestein bis hin zu den Möwen, die wie Wasserspeier auf den Vorsprüngen hocken. Der Ort ist einfach magisch und auch ohne Wal-Sichtung einen Ausflug wert.
10. Weltkulturerbe El Silbo
Bei El Silbo, der Pfeifsprache, die auf La Gomera gesprochen wird, glauben viele, dass es sich um eine Touristenattraktion handelt. Doch das ist ein Irrtum. Die Sprache existiert seit Jahrhunderten auf der Insel und ist tatsächlich eine Sprache. Sprich, jedwede Unterhaltung ist mit ihr möglich. Seit 2009 ist El Silbo von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt und wird seit einigen Jahren sogar in den Schulen der Insel unterrichtet. Alle Schüler zwischen fünf und 16 Jahren haben einmal die Woche Pfeifunterricht – ich habe mir das mit großem Vergnügen angesehen und war überrascht, wie gut das gepfiffene Wort zu verstehen ist.
Pfeifsprache als Schulfach
Genutzt wurde die Sprache, um sich über weite Distanzen hinweg zu verständigen. Das Pfeifen hallt zwischen den Bergen und ist kilometerweit zu hören. Der genaue Ursprung von El Silbo ist unklar; vermutet wird, dass es mit den Berbern nach La Gomera kam. Auch in anderen Bergregionen der Welt wird gepfiffen – aber nirgendwo so schön, wie auf der kleinen Kanareninsel.
La Gomera Reisetipps praktisch
Anreise nach La Gomera
La Gomera besitzt zwar einen Flughafen, die Landebahn ist aber zu kurz für größere Maschinen, sodass hier nur Regionalflüge angeboten werden. Über diesen Planungsfehler, der mich spontan an den BER denken ließ, amüsieren sich viele Insulaner. Und womöglich ist es ein Glücksfall: denn wenn die großen Ferienflieger auf La Gomera landen könnten, würden vermutlich noch mehr Urlauber kommen.
So scheuen einige Reisende die Anreise über Teneriffa. Denn dort müssen sie vom Flughafen Teneriffa Süd zum Hafen von Los Christianos, wo zwei Fährlinien operieren: Fred Olsen und Naviera Armas. Preislich tun sich die beiden nicht viel: i.d.R. kosten Hin- und Rückfahrt um die 80 Euro. Und beide bringen ihre Passagiere in ca. 50 Minuten nach La Gomera. Unter der Woche gibt es mehr Verbindungen als am Wochenende. Und wer ohne Mietwagen anreist, sollte zusehen, dass er die Fährzeiten mit dem Busfahrplan abstimmt. Sonntags kann das ein echtes Problem sein, da z.B. nur morgens und spät abends ein Bus der Linie 1 (San Sebastian – Valle Gran Rey) verkehrt.
Busfahrten auf der Insel
Grundsätzlich sind Busfahrten auf La Gomera zu empfehlen. Die Busse sind zuverlässig, günstig und das Streckennetz deckt alle wichtigen Orte ab. Ein paar Dinge müssen Urlauber aber wissen: die Busfahrpläne sind so gestaltet, dass sie den Taxifahrern nicht das Geschäft ruinieren. Sprich, zu gewissen Zeiten gibt es einfach keine Fahrten: das gilt insbesondere für den Sonntag. (s.o.) Auch sind immer nur die Abfahrtzeiten in den größeren Orten angegeben. Es gibt keine Zeiten für Zwischenstopps.
Taxifahrten auf der Insel
Grundsätzlich sind Taxifahrten eine gute Option. Auch sie sind zuverlässig und rechnen korrekt (i.d.R. mit Taxometer) ab. Allerdings kostet die Fahrt vom Hafen in San Sebastian nach Valle Gran Rey gut 65 Euro. Wohingegen der Linienbus für die gleiche Strecke nur 5 Euro kostet.
Leihwagen auf La Gomera
Bedingt durch die Coronakrise haben viele Autovermieter ihre Flotten reduziert. Daher ist es aktuell (Stand Dez. 2021) schwierig, einen Mietwagen auf der Insel zu reservieren. Was zu sehr vollen Bussen führt. Hier findet ihr einen Überblick über das Mietwagen-Angebot auf der Insel.
Was sagt ihr zu meinen La Gomera Reisetipps? Ich freue mich über Feedback und weitere Ideen.
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Oliver Bock meint
La Gomera steht ja schon länger auf meiner Reiseliste und ist gerade nochmal ein Stück nach oben gewandert. Der Artikel und die Bilder machen echt Lust auf Urlaub dort. Besonders die rote Steilwand bei Agulo sieht Hammer aus.
Wie sieht es mit Übernachtungen auf der Insel aus? Lieber Hotel oder Airbnb?
Antje meint
Ja, Wandern im Hinterland der Insel ist wirklich ein Ereignis. Ich würde immer Hotels bevorzugen, weil ich Airbnb durchaus kritische sehe – wobei es auf La Gomera vermutlich weniger ein Problem ist als in Trend-Metropolen. 😉
Andy meint
Hallo,
ich bin seit über 20 Jahren regelmäßig auf der Insel und kann als Basis private Fincas nur empfehlen, allerdings alle zum selbst versorgen – dafür meistens mit Ruhe und Natur gesegnet. Mietwagen muss sein auf der Insel, ist aber günstig und unkompliziert.
Vor allem Hermigua, Agulo und Las Rosas gefallen uns sehr gut da nahe am Cedro und am Garajonay.