Die Krise wird vorübergehen und wir werden wieder reisen dürfen. Mit diesem Artikel möchte ich zu einem etwas anderen Citytrip in Deutschland anregen. So faszinierend Berlin, Hamburg, München und Köln sind, so überlaufen und überteuert sind die Metropolen vielerorts. Städte in der 2. und 3. Reihe bieten nicht nur günstigere Preise, sondern auch freundlichere und entspanntere Bewohner. Dazu viele kulturelle und kulinarische Überraschungen. Der vermeintliche „Verzicht“ ist also in Wahrheit ein „Gewinn“. Denn in weniger touristischen Städten gibt es mehr fürs Geld.

Kiel – maritime Ostseestadt
Wer hat bei einem Citytrip in Deutschland schon einmal an Kiel gedacht? Vermutlich die wenigsten. Dabei hat die nördlichste Landeshauptstadt einiges zu bieten. Zuallererst die Kieler Förde – einen 17 Kilometer langer Ostseearm, der tief in die Stadt hineinragt und ihr einen ganz besonderen maritimen Charme verleiht.

Möwen rufen. Wellen rauschen und der Wind macht den Kopf frei. Bereits ein Spaziergang an der langen Hafenpromenade, die von den Einheimischen liebevoll „Kiellinie“ genannt wird, ist ein Ereignis. Je nach Jahreszeit herrschen hier ganz unterschiedliche Lichtstimmungen: von herbstlich düster bis sommerlich heiter. Und jede Saison hat ihren Reiz.

Sundowner an der Kiellinie
Ein lauer Sommerabend lässt sich am besten mit einem Sundowner in den Restaurants und Bars am Wasser genießen. Etwa im Seebad Düsternbrook, das filmreif am Ende eines langen Stegs liegt. Im Winter gibt es nichts Besseres als einen anschließenden Saunagang. Gleich mehrere Hotels liegen unmittelbar an der Kiellinie. Den wahrscheinlich schönsten Blick auf das faszinierende Farbenspiel der Förde hat das Maritim Hotel Bellevue Kiel*. Wer von den Hotelbalkonen die Ostsee betrachtet, wähnt sich in Skandinavien.

Extratipp: Eine besonders originelle Form, Kiel kennenzulernen sind Tatort-Führungen auf den Spuren von Kommissar Borowski.
Münster – geballte Geschichte
Münster gilt als besonders lebenswert. Durfte sich sogar wiederholt mit dem Titel der „lebenswertesten Stadt“ schmücken. Allein dieser Umstand macht neugierig auf einen etwas anderen Citytrip in Deutschland. Wer Münster besucht, begegnet unzähligen Radfahrern: Studenten, Rentner und Tagestouristen – sie alle radeln durch die engen Kopfsteingassen, entlang der schmucken Hansehäuser und über die großen Plätze. Die historischen Gebäude der Stadt erzählen spannende Geschichte(n): von den Vertragsverhandlungen, die zum Westfälischen Frieden führten, und von den Wiedertäufern, die im 16. Jahrhundert in der Stadt herrschten.

Warum ausgerechnet Münster?
Die Wiedertäufer waren radikale christliche Reformer, die vorübergehend ein Terror-Regime etablierten. Dabei halfen ihnen extreme Wetterphänomene, die um 1534 in Ostwestfalen auftraten: Luftspiegelungen ließen mehrere Sonnen am Himmel leuchten. Und nachts tauchten Polarlichter über Münster auf. Diese Ereignisse erlaubten es den Wiedertäufern, ihr Königreich zu errichten, denn die verängstigte Bevölkerung glaubte an den drohenden Weltuntergang. „Als der Weltuntergang ausfiel – die Täufer in Münster“ lautet der Titel einer spannenden Führung, die heute in Münster angeboten wird.



Fulda im Herzen Deutschlands
Münster ist fraglos architektonisch reizvoll, wird von Fulda aber noch übertroffen. Wer sich für barocke Prachtbauten, üppige Gärten und kurze Wege begeistert, wird die Stadt lieben. Fulda ist zudem der geographische Mittelpunkt Deutschlands. Aus diesem Grund halten ICE-Züge aus allen Richtungen in der Stadt, was die Anreise besonders angenehm macht.

Eintauchen in die barocke Pracht
Vom Bahnhof sind es nur wenige Fußminuten und schon stehen Besucher mitten in einer großzügigen barocken Parkanlage. Mächtige Eichen säumen die schmalen Kieswege. Ein leises Plätschern kündigt eine imposante Fontäne an und dahinter liegt die wunderschöne Orangerie von Fulda. In ihr ist heute ein Restaurant untergebracht. Auf der Terrasse vermischen sich Vogelgesang und Wasserklänge. Dazu gibt es den freien Blick auf den Schlossgarten und die angrenzenden historischen Bauten.



Der schönste Frühstücksort
Das Restaurant gehört zum Hotel Maritim*, das einige der schönsten Barockgebäude benutzen darf. Darunter den Apollo-Saal der Orangerie als Frühstücksraum. Auch Nicht-Hotelgäste können hier reservieren und das wunderschöne Deckenfresco bewundern.

Von der Orangerie ist es nur ein Katzensprung zum Dom von Fulda, der als Wahrzeichen der Stadt gilt. Erbaut wurde er 1712 von Johann Dientzenhofer, einem berühmten Baumeister der Barockzeit. Daneben stehen Bürgerhäuser, imposante Toranlagen und Kirchen – alle im Barockstil und fußläufig.

Essen – grüne Stadt im Revier
Auf diesen Vorschlag für einen Citytrip in Deutschland werden vermutlich viele erst einmal skeptisch reagieren. Aber auch wenn Essen in der 2. oder sogar 3. Reihe steht, ist diese Stadt definitiv einen Besuch wert. Denn sie ist ganz anders, als unsere Vorurteile uns glauben machen.

In Essen entstand die erste Gartenstadt Deutschlands: die Margarethenhöhe – benannt nach Margarethe Krupp. Die Industriellengattin war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugt, dass die Menschen im Revier einen grünen Ausgleich zu ihrer grauen, tristen Arbeit brauchen.
Gärten in der Margarethenhöhe
Und so entstand eine Siedlung, in der jedes Häuschen von einem üppigen Garten umgeben ist. Gemüse wächst in den Beeten. Blumen duften. Und Menschen sitzen auf bequemen Holzbänken in der Sonne. In der Mitte der Häuschen gibt es einen großen Platz, wo Besucher speisen und übernachten können.


Das Mintrops Stadt Hotel* auf der Margarethenhöhe ist genauso geschichtsträchtig wie idyllisch. Und der ideale Ausgangspunkt, um weitere grüne Orte in Essen zu besuchen. Etwa den Baldeneysee, wo die „Weiße Flotte“ verkehrt. Oder das Weltkulturerbe Zeche Zollverein, in dem die Natur wieder reagiert.



Auch interessant: 7 spannende Naturausflüge im Revier stelle ich hier vor.
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Robert meint
Super-Tipps. Danke: Essen hat übrigens auch eine spannende Kultur- und Kreativszene: https://soscheescho.de/essen-der-pott-gruent/ Deutschland hat noch viele kaum bekannte, wunderschöne Mittel-Städte, z.B. Lüneburg.
Gute Reise, wenns denn wieder möglich ist. Bis da hin: Gutes Durchhalten!