Die schönen Seiten Wiens sind hinreichend bekannt. Deshalb möchte ich euch in diesem Artikel weder die Hofburg, noch den Stephansdom geschweige denn den Prater vorstellen. Die kennt ihr selbst! Aber Wien hat auch ganz andere Seiten, die skurril, dunkel und morbide sind. Bei einem Citytrip Wien könnt ihr in die Kanalisation der Stadt hinabsteigen. Den spektakulären Totenkult der Habsburger bestaunen. Und einen sagenhaften Friedhof besuchen.
Legendär: Der dritte Mann
„Der dritte Mann“ – 1948 wurde der berühmte Schwarzweiß-Film im vom Krieg zerstörten Wien gedreht. Unvergessen ist die Verfolgungsjagd in der Kanalisation der Stadt. Wo damals Orson Welles alias Harry Lime durch die stinkenden Abwasserkanäle stapfte, tummeln sich heute Touristen aus aller Welt. Sie hören unglaubliche Geschichten aus der Zeit, als Widerstandskämpfer und Schmuggler in dem weit verzweigten Kanalsystem lebten und starben. Durch ungewöhnliche Lichtinstallationen werden die dramatischen Ereignisse effektvoll in Szene gesetzt, sodass sie für einen Moment gegenwärtig scheinen.
Abstieg in den Abwasserkanal
Bei Führungen auf den Spuren des dritten Mannes geht es nicht nur ins unterirdische Wien. Die Teilnehmer gelangen bei den Touren auch zu anderen wichtigen Drehorten des Nachkriegsepos, das auch 70 Jahre nach seiner Premiere immer noch als der Wien-Film schlechthin gilt. Sogar ein ganzes Museum ist dem Werk gewidmet!
Faszinierendes Museum
Das „Dritte Mann Museum“ ist herrlich skurril und der Initiative eines einzigen Mannes zu verdanken: Gerhard Strassgschwandtner. Hauptberuflich arbeitet er als Fremdenführer in Wien, geriet dabei in Kontakt mit dem Film-Klassiker und entwickelte eine anhaltende Passion. Über Jahrzehnte sammelte Gerhard Strassgschwandtner alles, was mit dem Film zu tun hat. So entstand eine spektakuläre Privatsammlung mit über 3.000 Exponaten, die seit 2005 in einem kleinen Museum unweit vom Wiener Naschmarkt untergebracht ist. Dem Sammler gelang es sogar, die Original-Zither zu erwerben, auf der Anton Karas die weltbekannte Filmmusik des Dritten Mannes komponiert hat – gelegentlich erklingt das Instrument noch heute bei Konzerten im Museum.
Extra-Tipp: Besonders stimmungsvoll sind nächtliche Touren im „Dritte Mann-Museum“. Im Scheinwerferlicht wirken die Exponate noch geheimnisvoller. Schatten tanzen durch die Räume. Und verleihen den Erzählungen eine ganz besondere Intensität. Die Teilnehmerzahl der nächtlichen Touren ist allerdings begrenzt.
Auch interessant für Wien-Fans: Wusstet ihr, dass die Kaffeehäuser der Stadt zum Welterbe zählen? Bei speziellen Führungen kommt ihr zu den schönsten Häusern und probiert die leckersten Kreationen.
Die morbiden Habsburger
Genauso ungewöhnlich wie die Begegnung mit dem Dritten Mann ist ein Gang in die Kirchengrüfte der Stadt, wo die sterblichen Überreste der Habsburger zur letzten Ruhe gebettet wurden. Bis 1878 war es bei den Habsburgern üblich, die Körper der Toten aufzuteilen: die Eingeweide kamen in eine Gruft, die Leiber in eine andere und die Herzen wurden noch einmal gesondert bestattet. So liegen in den Sarkophagen der Kapuzinergruft nur die ausgehöhlten Körper.
Über 130 Personen aus dem Haus Habsburg ruhen hier. Am prunkvollsten ist der Sarkophag von Maria Theresia. Die Kaiserin hatte ihre Beerdigung schon zu Lebzeiten bis ins kleinste Detail geplant. Am häufigsten fotografiert wird aber das Grabgelege von Kaiserin Sissi.
„Die schöne Leich“
Was anderenorts eher Erstaunen auslöst, war in Wien vollkommen normal. Die eigene Beerdigung hatte bei den Wienern schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Einige sparten ein Leben lang, um sich ein stattliches Begräbnis leisten zu können. Und in keiner anderen europäischen Stadt findet man so viele skurrile Friedhöfe, wie in Wien. Dazu gesellen sich Museen mit makabren Mumienausstellungen – die Wiener haben einfach ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod.
Das besondere Verhältnis der Wiener zum Tod erlebt ihr hautnah auf dem Zentralfriedhof , wo es pompöse Grabstätten gibt – etwa die von Falko. Zu Allerheiligen und Allerseelen strömen die Wiener auf den Friedhof und zelebrieren den Tod. Es kommen ganze Familien, die Kinder mit Luftballons, ältere Damen im Pelzmantel, die riesige Chrysanthemen-Gestecke anschleppen. Passend zur Gesamtstimmung dürfen Touristen seit neuestem in der Donaumetropole auch schon einmal Probeliegen. Im Sarg versteht sich. Das Angebot gibt es im Bestattungsmuseum der Stadt und ist doch einmal ein anderer Abschluss für einen Citytrip Wien.
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