In Wörtern baden. Landschaften atmen und für einen Moment den fremden Ort tatsächlich spüren. Gute Reiseliteratur schafft das spielend. Lange bevor es Billigflieger gab, stillten die Menschen ihr Fernweh mit dieser Literaturgattung. Wenn ihr euch die Urlaubszeit versüßen wollt oder Inspiration für eigene Reisen sucht – hier kommt die passende Sommerlektüre: Sie bringt euch in den Iran, an die italienische Riviera und zu sämtlichen Weltmeeren.

„Marina, Marina“ von Grit Landau
Dieser Roman ist wie ein italienischer Sommertag. Liebe und Lust liegen in der Luft. Schweiß fließt über die Haut. Und der Wind trägt Fetzen italienischer Schlager ans Ohr. Die Handlung spielt Anfang der 1960er Jahre im fiktiven Ort „Sant’Amato“. Das reale Vorbild ist der kleine Küstenort Cervo an der Riviera di Ponente.

Hier verbrachte Grit Landau ihre Sommerferien, beobachtete die Einwohner und ließ sich zu ihrem stimmungsvollen Roman inspirieren:
„Nur wenig später folgte Nino der breitschultrigen Gestalt seines Vaters die Stufen der Scaletta di San Pietro hinab, zwischen Agaven und Scheibenkakteen, den Berghang im Rücken und vor den Augen die Bucht, ganz weit und zartblau im Licht des Vormittags. Sonst liebte er diese Gänge mit seinem Vater. Der ältere Lanteri schritt voran, der jüngere hinterher. Generation folgte auf Generation, so sicher wie der nächste Sonnenaufgang draußen über dem Meer.“



Eines der schönsten Dörfer Italiens
Pastellfarbene Häuschen schmiegen sich an den Berg. Über ihnen wacht ein mittelalterliches Castello. Und in den engen, verwinkelten Gassen sitzen die Bewohner im Schatten vor ihren Häusern. Cervo zählt zum Zusammenschluss der „schönsten italienischen Orte“. Rund 1.200 Menschen leben hier, die Altstadt ist autofrei – nur gelegentlich knattert eine dreirädige Ape durch den Ort. Wenn ihr „Marina, Marina“ aufschlagt, werdet ihr das Rauschen des Meeres hören. Wärmende Sonnenstrahlen spüren und versucht sein, einen der italienischen Schlager mitzusingen, die Grit Landau im Roman beschreibt.

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„Das verlorene Kopftuch“ von Nadine Pungs
Dieses Buch ist ein Abenteuertrip durch ein Land, das die allermeisten Menschen nur als „Schurkenstaat“ kennen. Und Nadine Pungs lässt keinen Zweifel daran, dass der Iran oft unerbittlich, frauenfeindlich und autoritär ist. Zugleich zeigt ihr Reisebericht die unglaubliche Schönheit dieses widersprüchlichen Landes: Menschenleere Wüsten. Überfüllte Städte. Orientalische Pracht, die sich entfaltet und weibliche Schönheit, die sich verhüllen muss. Wochenlang ist die Autorin allein durch die Islamische Republik gereist und hat dabei vergessene Badeorte, bedeutende Welterbestätten und pulsierende Metropolen besucht.

Erlebnis Teheran
„Am Straßenrand winke ich einem Taxi. Der Fahrer spricht kein Englisch, ich kaum Farsi, so wird es vier Wochen lang bleiben. Zum Nationalmuseum möchte ich. Wir sausen los. Und jetzt folgt eine hinreißende Geschichte: Da das Viertel aufgrund von Bauarbeiten abgesperrt ist, parkt der Mann den Wagen und bringt mich. Zu Fuß. Eineinhalb Kilometer Entfernung, zwanzig Minuten laufen. Sogar bis zum Kassenbereich begleitet er mich und wartet, bis ich das Ticket gekauft und vorgezeigt habe und in den Hallen verschwunden bin.“
„Welcome to Iran“

„Welcome to Iran“ – diesen Satz hat Nadine Pungs jeden Tag dutzendfach gehört. Und er war durchaus wörtlich gemeint: Die allermeisten Perser, denen sie auf ihrer Reise begegnet ist, haben sie in ihrer Heimat willkommen geheißen. Waren neugierig auf die alleinreisende, unverheiratete Frau aus dem Westen. Haben sie eingeladen und unterstützt. Nadine Pungs schildert Begegnungen, die zu Herzen gehen. Erzählt von Menschen, die zwischen Tradition und Modernität zerrissen sind. Und die das Leben trotz aller Beschränkungen zu feiern verstehen.

„Die meisten Leute im Bus schlafen noch. Hinter zugezogenen Gardinen. Ich aber schaue aus dem Fenster hinein in eine wunde Welt. So viele Geschichten erzählt das Land, so viele Wunder. Vielleicht gehören sie stets zusammen: das Wunder und die Wunde. Vielleicht gehört zum Glück auch immer Gram und zur Anmut der Unmut. So wie im Fernweh das Heimweh steckt und im Kuss manchmal der Ekel. Die Sonne scheint, und der Himmel ist wolkenlos. Wie ein großer blauer Fleck spannt er sich über die Wüste.“

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Meeresrauschen – Kleine Auszeiten
Ihr möchtet neue Orte entdecken? Das Meer so intensiv wie nie erleben? Dann wird euch dieser Bildband begeistern. In ihm stellen Reiseblogger ihre Lieblingsorte vor und schreiben vom großen Glück, am Wasser zu sein. Die finnischen Aland-Inseln, Lopud in der Adria und Procida im Golf von Neapel – vermutlich habt ihr von diesen Inseln noch nie gehört; möchtet sie aber vielleicht kennenlernen.

Wo das Meer nie weit ist: Procida
„Procida ist genauso, wie ich mir Süditalien vorstelle: Die Menschen sind laut. Mit großen Gesten. Und schnell wechselnden Stimmungen. Von euphorisch zu verzweifelt in 30 Sekunden – so erscheinen mir die Verhandlungen zwischen Käufern und Verkäufern auf dem Wochenmarkt. Hier gibt es Unmengen an frischem Obst und Gemüse: Große, rote Ochsenherzen. Daneben pralle Auberginen, die in einem tiefen Lila schimmern. Und überall Zitronen. Ihr intensiver Duft dringt in meine Nase. Und begleitet mich noch einige Zeit auf meinem Spaziergang durch Procida….“

Sommerlektüre zum Träumen
Procida ist meine Lieblingsinsel im Mittelmeer. Ich bin Antje Zimmermann, Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin dieses Blogs.


Genau wie meine vielreisenden Kollegen erzähle ich in diesem Sammelband von einem Ort, der mich nachhaltig berührt hat. Wo das Meer seit Jahrhunderten das Leben der Bewohner bestimmt. Und wo der Tourismus selbst heute noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wenn ihr solche Inseln kennenlernen wollt oder auch nur von ihnen träumen möchtet, empfehle ich euch das „Meeresrauschen“.

Auszüge aus den Romanen in Anführungszeichen und mit freundlicher Genehmigung der Autorinnen.
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