Pulsierende Metropolen und traumhafte Strände – auch mir fehlen sie in diesen Tagen. Aber ich möchte mich aktuell weder in Züge noch in Flieger quetschen. Womöglich stundenlang mit Maske vor dem Gesicht ausharren und hoffen, dass der Dauerhusten meines Sitznachbarn der Raucherlunge und nicht etwa Corona geschuldet ist. Deshalb habe ich begonnen, meinen Alltag zu inszenieren. Aus einfachen Dingen ein Happening zu machen. Dafür brauche ich nur perfekte Bücher an perfekten Orten. Beide kombiniere ich dann zu einem besonderen Genuss-Erlebnis. Hier kommen meine Tipps zum Lesen und Einkehren.
Italien mit allen Sinnen erleben
Hausgemachte Pasta mit Steinpilzen, Tagliatelle Salsiccia oder Insalata Pomodoro – einen Moment weiß ich nicht, was ich lieber lese: „Die sardische Hochzeit“ oder die Speisekarte im Restaurant Piccola L’Originale.
Aus der Küche weht der Duft von frisch gegrilltem Fisch zu mir hinüber und mein Glas riecht wie ein ganzer Brombeerstrauch. Auch die Farbe des Weines, dieses intensive Rubinrot, erinnert an saftige Waldbeeren. Das ist es, was das Leben auch in Krisenzeiten lebenswert macht: auf der Terrasse eines schönen italienischen Restaurants den neuen Roman von Grit Landau aufzuschlagen.
Die Sardische Hochzeit
So wie ich Literatur mit gutem Essen verbinde, verbindet „Die Sardische Hochzeit“ eine bewegende Liebesgeschichte mit der dunkelsten Epoche der italienischen Geschichte. Der Roman spielt 1922 auf Sardinien, kurz vor Mussolinis Machtergreifung. Hier trifft ein junger Mann, Leo Lanteri, auf seine Traumfrau Gioia.
„Gioia schmiegte sich in Leos Arm und zusammen gingen sie so langsam wie möglich durch die Straßen bis in die Neustadt und zu ihrem Zuhause. Sie nahmen nicht den direkten Weg, sondern nutzten die schmalsten Gassen und unauffälligsten Gänge. Wege, die verbargen, dass sie zu Zweit waren und dass sie sich umarmten. Sie hatten sich die ganze Nacht ihr Herz geöffnet, hatten geredet, getanzt, gelacht und geküsst – doch jetzt passierten sie schweigend die Via Giardini und bogen in die Via Cavour.“
Perfekte Bücher an perfekten Orten – Italien im Herzen
Bereits mit „Marina, Marina“ ist es der Autorin gelungen, mich auf Gedankenreise zu schicken. Was bei der verwöhnten Reisejournalistin, die ich bin, einiges an Geschick erfordert. Aber bei Grit Landau merkt man sofort, dass sie Italien im Herzen trägt. Und persönliche Momente, die an Kuriosität jede Fiktion übertreffen, in ihre Erzählungen einfließen lässt. So schildert sie in „Marina, Marina“ den Fenstersturz einer jungen deutschen Urlauberin – tatsächlich krachte ihre Mutter 1960 als Zwanzigjährige von einem italienischen Hotelbalkon.
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Hochspannung in Hamburg
Hamburg ist eine meiner Lieblingsstädte. Und die Krimis von Bianka Echtermeyer spielen in der Hansestadt – das ist einer der Gründe, warum ich die „Tödliche Treue“, den gerade erschienen Krimi der Autorin, so gerne lese. Die Autorin schafft es wunderbar, die Atmosphäre der schönen Stadt einzufangen.
„Der Simone-Trichter-Verlag lag direkt an der Hamburger Alster, und das Wasser glitzerte im Sonnenschein. Kleine Segelboote fuhren Schleifen und schienen auf der Oberfläche zu tänzeln.“
Perfekte Bücher an perfekten Orten
Bianka Echtermeyer ist Journalistin – genauso wie Charlotte Schmidt, die Heldin ihres Romans: Die fiktive Reporterin recherchiert über häusliche Gewalt und interviewt Mitarbeiterinnen einer Beratungsstelle. Am nächsten Morgen wird eine der Frauen ermordet aufgefunden. Charlotte Schmidt hat offenbar etwas entdeckt, das für immer verborgen bleiben sollte. Während ich eilig die Seiten umblättere, um zu erfahren, wie es weitergeht, gönne ich mir ein kühles Astra im Salon Schmitz – einer Kölner Institution, die nie aus der Mode kommt. Hier wird Astra serviert, das wie kein zweites Bier für Hamburg steht.
Abgründe und Amore
„Die Tödliche Treue“ ist der zweite Fall für Charlotte Schmidt und den LKA-Kommissar Daniel Zumsande. Der Autorin gelingt es spielerisch, die kalt-düstere Atmosphäre in den weniger schönen Ecken Hamburgs mit den heiß-lodernden Gefühlen der beiden zu verbinden.
Paris-Roman im französischen Bistro
Duftend steht der Café au lait vor mir. Daneben liegen ein ofenfrisches Croissant und „Coco, Sophie und die Sache mit Paris.“ Ich öffne das Buch auf Seite 368 und lese weiter. Nach einer abenteuerlichen Reise ist Coco endlich in Paris angekommen.
„Paris. Ich hatte ganz vergessen, wie wunderbar alles aussieht, wie bezaubernd es hier ist. Sofort fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Vollkommen erleichtert, endlich angekommen zu sein, nehme ich das erstbeste Taxi und lasse mich den Hügel hochkutschieren zum Montmartre. Unser Hotel liegt mittendrin im Künstler- und Vergnügungsviertel, in der Rue Audran.“
Bei diesen Zeilen bin ich sofort wieder in Paris, was momentan für deutsche Touristen „ohne triftigen Grund“ noch unmöglich ist. Aber der Roman „Coco, Sophie und die Sache mit Paris“ schafft es trotzdem, die Grenzen zu überwinden.
Roadtrip à la Thelma und Louise
Wie in dem berühmten Film starten auch im Roman zwei Freudinnen zur großen Reise. In einem klapprigen grünen Renault, dem „Laubfrosch“, fahren die besten Freundinnen Coco und Sophie über die Pfalz und das Elsass nach Paris. Unterwegs begegnen sie skurrilen Gestalten, nehmen eine esoterische Anhalterin mit und finden die Liebe an ganz unerwarteten Orten.
Leicht und locker – der Roman ist die perfekte Frühstückslektüre. Ich habe ihn mit großem Vergnügen bei „Madame Tartine“, einem kleinen französischen Bistro in Köln-Ehrenfeld, gelesen.
Perfekte Bücher an perfekten Orten – Wenn Freundinnen schreiben
Bemerkenswert an „Coco, Sophie und die Sache mit Paris“ ist auch, dass das Buch von zwei Frauen zusammen geschrieben wurde. Ursula Kollritsch und Stephanie Jana schreiben nicht nur über beste Freundinnen – sie sind es auch. Was das Schreiben, nach eigenem Bekunden, gelegentlich zur „Lachkur“ macht. Und davon ist ganz viel im Buch zu spüren.
Und wo lest ihr eure liebsten Bücher? Verratet mir eure Buch- und Ausgehtipps.
*Für diesen Beitrag bin ich weder beauftragt, noch bezahlt worden. Dennoch möchte der Gesetzgeber, dass er als „Werbung“ deklariert wird. Mit der Kennzeichnung komme ich dem nach, um etwaige Abmahnungen zu vermeiden. Denn mittlerweile hat sich eine regelrechte Abmahnindustrie entwickelt, die häufig gegen kleine Blogs vorgeht.
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