Medina Azahara – allein der Name klingt märchenhaft. Und wenn man dann noch hört, dass es sich dabei um eine versunkene Palaststadt handelt, wird das Fernweh wach. Bilder von Al-Andalus, dem maurischen Spanien, entstehen vor dem geistigen Auge. Von opulenten Gärten, großen Bibliotheken und märchenhaften Palästen. Medina Azahara war ein solcher Ort, voller Schönheit und Poesie. Am 1. Juli 2018 hat die Unesco die versunkene Kalifenstadt zum Weltkulturerbe erklärt. Für mich definitiv einer der Top5 Orte in Cordoba!

1.) Top5 Orte in Cordoba – Die versunkene Kalifenstadt
Medina Azahara wurde schon wenige Jahre nach der Erbauung wieder zerstört. Heute liegt Sand auf den Ruinen. Wind weht durch die Mauerreste. Doch selbst die Relikte lassen erahnen, welche Pracht sich hier im 10. und 11. Jahrhundert entfaltete. Was einen Rundgang so faszinierend macht, ist auch die besondere Geschichte des Ortes: denn es ist die einzige Kalifenstadt, die es im Okzident gibt. Alle anderen befinden sich im Orient.

1911 begannen die Archäologen acht Kilometer außerhalb von Cordoba zu graben. Aber noch heute liegen gut 90 Prozent der Kalifenstadt unter dem Staub Andalusiens begraben. An einigen Stellen könnt ihr dennoch schon heute die ganze Schönheit von Medina Azahara erahnen. Für die Palaststadt wurden nur die edelsten Materialien verwandt: Marmor aus den Steinbrüchen Andalusiens. Elfenbein und Ebenholz aus Afrika. Rosa schimmern die restaurierten Marmorsäulen. Hunderte Ornamente schmücken die Wände. Darunter große Blätter, filigrane Blumen und geometrische Muster.

Auch die für die maurische Epoche typischen Hufeisenbögen finden sich in Medina Azahara – sie sind bis zu vier Meter hoch und ihre Form entspricht dem Namen. Alles in der Stadt war darauf angelegt, ausländische Besucher zu beeindrucken. So schwärmen zeitgenössische Berichte von der Stadt. Abgesandte aus aller Welt trafen am Kalifenhof ein: aus dem christlichen Byzanz und dem muslimischen Bagdad.
Der erste Kalif von Cordoba
Im Jahr 929 hatte Abd ar Rahman III. sich selbst zum Kalifen erklärt. Was ihm umfassende politische und religiöse Macht verlieh. Mit dieser Willenserklärung begann das Kalifat von Cordoba und damit die schillerndste Epoche der Stadt: politisch, ökonomisch, kulturell und auch künstlerisch. 936 ließ der Kalif aus dem Geschlecht der Umayyaden dann Medina Azahara erbauen. 10.000 Arbeiter schufteten 30 Jahre lang: Dann war die Märchenstadt fertig, die Abd ar Rahman nach seiner Geliebten Azahara benannte – so erzählt es zumindest die Legende.

In Reiseführern, Zeitungsartikeln und auch auf wikipedia findet sich das romantische Geschichte von der großen Kalifenliebe zur Konkubine Azahara. Die Wahrheit ist viel prosaischer: Es ging Abd ar Rahman III.um eine weithin sichtbare Machtdemonstration. Als erster Kalif im Okzident musste er Tatsachen schaffen. Die Konkurrenz beeindrucken und das verfeindete Kalifat der Abassiden im Orient übertreffen: Deswegen schuf er Medina Azahara, was im alt-arabischen „die glanzvolle Stadt“ oder „die Stadt, die strahlt“, bedeutet. Alles hat in Medina Azahara gestrahlt. Gold schmückte die Wände. Edelsteine hingen von den Decken. Es gab sogar ein Quecksilberbecken, das das Sonnenlicht tausendfach reflektierte.
2.) Top5 Orte in Cordoba – Das ultramoderne Museum
So opulent die versunkene Kalifenstadt war, so reduziert ist das neue Museumsgebäude. Der Flachbau scheint im Boden zu versinken. Kein Schnörkel, keine Erhöhung, alles klar und kalt. So entsteht ein reizvoller Kontrast zu Medina Azahara.

Damit auch weniger fantasiebegabte Menschen das ganze Ausmaß der mittelalterlichen Baukunst begreifen, wird im Museum ein kurzer Animationsfilm gezeigt. Geleitet von Wachleuten betreten im Film Abgesandte das Innere der Palaststadt. Ihr Ebenbild spiegelt sich in großen Wasserbecken, die zur Bewässerung der üppigen Gärten dienten. Wer das chaotische Gewirr orientalischer Städte kennt, stutzt bei Medina Azahara. Die Straßen sind schnurgerade. Die Plätze exakt rechteckig. Die Kalifenstadt wirkt wie am Reißbrett entworfen – und genauso war es. Alle Details der glanzvollen Stadt waren im Vorfeld geplant. Im Film werden die Besucher letztlich in den großen Audienzsaal geführt und müssen warten: Lange Minuten, oft sogar Stunden, bis der Kalif erschien.

Im Museum finden sich viele Originalfundstücke aus Medina Azahara ausgestellt: Säulen, Fresken, Holzvertäfelungen, die die typische Dekoration der Zeit zeigen: Blätter, Früchte, Blumen – die Vegetation und das Wasser waren für die muslimische Bevölkerung damals sehr wichtig.
Hoteltipp für Cordoba
In der schönen maurischen Stadt sollte es auch ein passendes Hotel sein. Mir hat das „Balcon de Córdoba“ besonders gut gefallen. Es liegt zentral und trotzdem ruhig in einer kleinen Gasse. Im Innenhof wächst ein Orangenbaum und die ganze Atmosphäre ist einfach perfekt für „Al-Andalus“. Hier seht ihr mehr von dem schönen Hotel.*

3.) Top5 Orte in Cordoba – Die Mezquita-Catedral
Bereits 1010 wurde Medina Azahara von Berberstämmen erobert und zerstört. Von diesem Schicksal verschont blieb das andere architektonische Meisterwerk, das die Umayyaden in Cordoba erbaut hatten und das schon seit 1984 zum Welterbe zählt: die Mezquita-Catedral. Nach der christlichen Reconquista im 13. Jahrhundert wurde die einst größte Moschee der Welt zur Kirche geweiht. Der Bau blieb aber 300 Jahre unangetastet. Erst 1523 ließ der Bischof von Cordoba ein christliches Kirchenschiff mitten in die maurische Architektur bauen. Ein seltsamer Zwitter entstand, bei dem der Moschee-Charakter noch heute dominiert.

Und so braucht es im Inneren der Moschee – anders als in Medina Azahara – keine Fantasie mehr. Denn alles ist da: Schlanke Marmorsäulen stehen in Reih und Glied. Sie sind immer paarweise angetreten. Und gleichen einem Wald. Nur dass die Bäume hier Säulen sind. 856 sind es insgesamt. Jede der Säulen ist unterschiedlich. Der Marmor schimmert überall in unterschiedlichen Farben – wohl der unbestrittene Platz 1 der Top5 Orte in Cordoba.
Faszinierender Säulenwald
Jeder Lichtwechsel lässt andere Farben aufleuchten. Jedes Geräusch verändert die Atmosphäre im Säulenwald. Und jeder Blick offenbart neue Details. Die Träume aus maurischer Zeit enden abrupt und dumpfe Orgelklänge füllen das riesige Gebäude. So laut, dass auch das letzte Geheimnis verschwindet, wenn die christlichen Messen beginnen.

4.) Top5 Orte in Cordoba – Die Innenhöfe der Stadt
Wenn ihr aus der Mezquita-Cathedral hinaustreten, steht ihr im Patio de Los Naranjas – dem Orangen-Innenhof. Die Bäume tragen reife Früchte. Ein paar sind auf den Boden gefallen, wo Unachtsame sie platttreten, wodurch sich ihr Duft noch verstärkt. Auch der Innenhof ist ein Gesamtkunstwerk – wie viele andere Patios der Stadt. Seit 2015 zählen sie ebenfalls zum Welterbe.

Wenn ihr sie in Ruhe erleben wollt, müsst ihr euch ein wenig von den touristischen Hauptorten entfernen. Tief im jüdischen Viertel von Cordoba ist das möglich. Hier werden die Gassen schmaler. Die Gerüche intensiver. Pfefferminzduft dringt aus einem der Häuser. Über dem hölzernen Eingangsportal verkündet ein kupfernes Schild: Tetería Petra.

5.) Top5 Orte in Cordoba – Das Teehaus des Imams
Das schmücke, kleine Teehaus gehört Adolfo León. Er ist nicht nur Restaurantbesitzer, sondern auch Imam und bittet die Gäste in den Patio seines Hauses. Pflanzen wuchern hier und Wasser plätschert leise in ein kleines Becken. Ein Pärchen hat es sich mit Wasserpfeife und dampfendem Tee in einer Nische bequem gemacht.

Mit dem bequemen Woll-Pulli, den ausgebeulten Stoffhosen und dem gepflegten Bart wirkt der Imam sehr weltlich. Dieser Eindruck wird durch sein jugendliches Lachen noch verstärkt. Er schenkt den Gästen frischen Tee ein und erzählt aus der maurischen Zeit, als Poesie eines der wichtigsten Kulturgüter war. Auch die herrschenden Kalifen betätigten sich als Poeten – mal mit mehr, mal mit wieder Talent. Mich hat die Geschichte der dichtenden Prinzessin Wallada – eine der letzten Nachfahrerinnen der Umayyaden Dynastie – beeindruckt. Sie war für ihre feministischen Gedichte und ihren unabhängigen Lebensstil berühmt.
„Erwarte mich, wenn Dunkelheit sich breitet –
nichts birgt Geheimnis besser als die Nacht,
so heimlich zwischen mir und dir, dass Sonne
und Mond und Sterne nicht ihr Licht entzünden!“
Aus: Das Wunder von al-Andalus. Die schönsten Gedichte aus dem maurischen Spanien. Erschienen im C.H. Beck Verlag.
Was haltet ihr von meinen kleinen Hitliste der: Top5 Orte in Cordoba. Welche habt ihr noch besucht und bewundert?
Neues Welterbe in Deutschland: Welterbestätten sind immer ganz besondere Orte. Zusammen mit Medina Azahara ist auch bei uns ein weiteres Welterbe anerkannt worden: Das Land der Wikinger in Haithabu – ich habe die faszinierende nordische Landschaft besucht.

Die Recherchereise wurde vom spanischen Tourismusbüro unterstützt. Vielen Dank dafür.
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