Ich möchte hier nicht den Moviepark empfehlen. Auch nicht Tiger & Turtle oder die Halde Haniel – so faszinierend die Letztgenannten sind, so bekannt und überlaufen sind sie oft auch. Aber es gibt viele schöne, unbekannte Orte im Revier, die es zu entdecken lohnt. Hier kommen 11 der originellsten Ausflugsziele im Ruhrgebiet.
1. Hausboottouren auf der Ruhr
Dieser Ausflugstipp ist vermutlich einer der überraschendsten im Ruhrgebiet. Denn es geht im Hausboot auf die Ruhr. Und diese Hausboote sind selbst auch eine Überraschung, denn sie werden mit Muskelkraft angetrieben. Ganz wie beim Fahrrad – nur eben auf dem Wasser.
Doch selbst wer ordentlich in die Pedale tritt, kommt nur im Schneckentempo voran. Daher rührt auch der Name der Hausboote: „Escargot“ – französisch für Schnecke. Dank der Entschleunigung bleibt mehr Zeit zum Genießen: Bei Geschwindigkeiten von drei bis vier km/h können die Bootsinsassen die Landschaft ausgiebig bewundern. Und das Schönste an den Flussfahrten auf der Ruhr ist, dass der Ausblick ständig wechselt.
Wie bei Hausbooten üblich kann man auf den „Escargots“ schlafen und kochen. Und für Muskelkatergeplagte gibt es natürlich auch einen Hilfsmotor an Bord. Die Preise schwanken je nach Ausstattung. Saison haben die Schnecken bis zum 15. Oktober.
Weiterlesen: Noch mehr Wasservergnügen in NRW findet ihr hier.
2. Indoor Skydiving in Bottrop – originelles Ausflugsziel im Ruhrgebiet
Lust auf ein kleines Abenteuer, das euch ein breites Grinsen beschert? Dann auf nach Bottrop! Hier steht der modernste Windkanal der Welt – so zumindest die Eigenwerbung. Wer sich unter „Indood Skydiving“ nicht so richtig etwas vorstellen kann, sollte einfach ans Fallschirmspringen denken, nur ohne Risiken. Denn glücklicherweise fällt man beim Skydiving nicht wirklich, sondern wird in einem großen, gläsernen Tunnel von einem Luftstrom getragen. Dieser Luftstrom wird durch Ventilatoren erzeugt und kann je nach Erfahrung und Eignung der Teilnehmer reguliert werden. Anfänger schweben so in einem moderaten Wirbel und werden im Tunnel grundsätzlich von einem Trainer begleitet, der für ihre Sicherheit sorgt.
Wer unverkrampft an die Sache herangeht, hat am meisten davon. Kinder verhalten sich am geschicktesten. Und deshalb ist das Abenteuer auch bereits ab vier Jahren zugelassen. Aber selbst 70-Jährige zeigen sich in Bottrop begeistert. Und das war auch ich, wie ihr auf dem reichlich unscharfen Bild deutlich sehen könnt.
3. Das ungewöhnlichste Hotel
Mehr Ruhrgebiets-Feeling in einem Hotel gibt’s nirgendwo. Wenn ihr wirklich einmal ein Gefühl für die Bergbau-Vergangenheit der Region bekommen wollt, empfehle ich eine Übernachtung in der „Alten Lohnhalle“ in Essen-Kray.* Sie ist das einzige frühere Zechengebäude, das heute als Hotel dient.
Mit den kleinen Türmen, aufwendigen Verzierungen und mannshohen Fenstern hat der Gebäude etwas von einer Kathedrale. Es steht heute unter Denkmalschutz und verbindet Industriegeschichte mit modernem Komfort. Bei Führungen erfahrt ihr mehr über die Geschichte der Lohnhalle, in der Bergleute früher den Lohn für ihre harte Arbeit in Empfang nahmen. Lohnhallen waren der zentrale Ort einer jeder Zeche: hier demonstrierten die Zechenfürsten ihren Reichtum, weshalb sie besonders prächtig gestaltet wurden.
Extra-Tipp: Unmittelbar neben dem Hotel liegt die stillgelegte Zeche Bonifacius: fast 40 Meter ragt das alte Fördergerüst in die Höhe. Ein fantastischer An- und Ausblick, der Hotelgäste daran erinnert, wo sie sich befinden. Und direkt um die Ecke liegt das UNESCO Weltkulturerbe Zeche Zollverein.
4. Wikinger-Boote auf der Ruhr
Fan der Serie „Vikings“? Dann kommt hier der passende Ausflugstipp. Dabei müsst ihr euch allerdings fast genauso ins Zeug legen, wie früher die Eroberer aus dem hohen Norden. Denn bei dem „MüWi“ handelt es sich um einen originalgetreuen Nachbau alter Wikingerschiffe. Das Ruderboot ist zwölf Meter lang und wird bevorzugt von Firmen oder Freundeskreisen angemietet. Die maximal 14 Insassen paddeln dann unter Anleitung eines erfahrenen Bootsführers auf dem malerischen Streckenabschnitt zwischen Essen-Kettwig und dem Mülheimer Wasserbahnhof. So erklärt sich auch der Name der Boote: „MüWi“.
Die klassische Tour dauert etwa vier Stunden und kostet 439 Euro. Für weniger geübte Ruderer gibt es auch kürzere Schnuppertouren, die nur zwei bzw. drei Stunden dauern und entsprechend günstiger sind. Ganz neu ist eine Fahrt in der Abenddämmerung, bei der das Boot kunstvoll beleuchtet wird.
5. Ruhrort – Die originellsten Ausflugsziele im Revier
Große Frachtkähne lassen kleine Wellen ans Ufer schwappen; Möwen krächzen und das Sonnenlicht spiegelt sich tausendfach auf dem Wasser. Wer sich in Duisburg aufhält, weiß schnell, warum die Stadt als „Wasserwelt“ gilt. Es gibt wohl keine zweite Stadt in NRW, in der so viele Aktivitäten am und auf dem Wasser möglich sind. Besonders schön ist ein Besuch in dem kleinen Stadtteil Ruhrort – und das nicht nur wegen seiner bewegten Vergangenheit oder weil Schimanski hier in den 1980er Jahren quotenträchtig auf Verbrecherjagd ging.
Heute ist die Hafenpromenade in Ruhrort idyllisch; früher gab es hier aber ein ausgesprochen betriebsames Leben: bei Tag und bei Nacht. Damals war der Rhein schwarz von Binnenschiffen und wenn die Matrosen vor Anker gingen, suchten sie in Ruhrort, wie überall sonst auf der Welt ihr Vergnügen. Der Rotlichtbezirk soll damals so legendär gewesen sein, dass er vielen als zweite Reeperbahn galt. Tante Olga und der Goldene Anker waren die bekanntesten Establishments in dem historischen Hafen. Von den historischen Gebäuden stehen leider nur noch wenige. Was Kriege und Brände überlebte, fiel den „Stadtverschönerungen“ der 1970er Jahre zum Opfer.
Ein wunderschönes Relikt lässt sich in Ruhrort aber noch heute bewundern. Der letzte erhaltende Raddampfer liegt hier dauerhaft vor Anker: die Oscar Huber ist ein Seitenrad-Schleppdampfer und ein wunderbar nostalgischer Ort.
6. Idyllische Margarethen-Höhe
Auch diesen Ort hätte so vermutlich niemand im Ruhrgebiet erwartet: die Margarethenhöhe – bereits der Name des Stadtteils ist malerisch. Namensgeberin ist Margarethe Krupp. Erstaunlicherweise war die Industriellengattin bereits Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugt, dass hartarbeitende Menschen einen Anspruch auf Schönheit und Erholung haben. Und genau das bietet der Stadtteil in Essen, der unweit von der Zeche Zollverein liegt und als erste deutsche Gartenstadt gilt.
Auf Initiative von Margarethe Krupp entstand mitten in der Stadt eine Siedlung, die überaus ländlich wirkt. Jedes Häuschen ist von einem üppigen Garten umgeben. Blumenduft liegt in der Luft. Und Gemüse wächst vor der Haustür. Die Häuschen auf der Margarethenhöhe sind mittlerweile sehr begehrt und werden in der Regel nur noch vererbt. Besucher können aber bei Führungen mehr über den ungewöhnlichen Ort erfahren und in einem schönen Hotel übernachten, das inmitten der Idylle liegt: das Mintrops Stadt Hotel zur Margarethenhöhe* ist genauso überraschend wie der Stadtteil und der perfekte Ausgangsort, um das Revier zu erkunden.
7. Bergwandern im Revier – eines der originellsten Ausflugsziele im Ruhrgebiet
Der Berg ruft! Und das nicht etwa in den Alpen, sondern im Ruhrgebiet. Mit dem Halden-Hügel-Hopping hat das Revier ein weiteres ausgesprochen originelles Ausflugsziel geschaffen. Ein rund 200 Kilometer langes Wegenetz, das durch Europas größte Haldenlandschaft führt. Und durch Teile davon dürfen Wanderer jetzt „hoppen“ – daher der Name: Halden-Hügel-Hopping.
Bei der Themenwanderroute im nördlichen Ruhrgebiet geht es über aufgeschüttete Halden und natürliche Hügel. Unterwegs bekommen die Wanderer geballte Industrievergangenheit, wild wuchernde Natur und spektakuläre Ausblicke geboten. Diese Kombination macht die Tour zum Erlebnis und ist auch für Kinder interessant, denn Wissen wird an 150 Erzählstationen en passant vermittelt.
Weiterlesen: Einen ausführlichen Bericht über das Halden-Hügel-Hopping gibt es hier.
8. Originelles im Ruhrgebiet – Die Bonnekamphöhe
Lust auf feldfrisches Bio-Gemüse? Auf spannende Führungen und ungewöhnliche Aktionen? Der Gemeinschaftsgarten auf der Bonnekamphöhe in Essen ist ein ganz besonderer Ort, den es nur dank der unermüdlichen Arbeit des Biologen Hubertus Ahlers gibt. Er hat all seine Zeit und Energie in den Garten investiert, um ihn zu einem Ort der Artenvielfalt und urbanen Landwirtschaft zu machen. Heute ist die Bonnekamphöhe eine Stifutng und ein vielbeachtetes Projekt im Essener Problemstadtteil Katernberg, das ganz unterschiedliche Menschen nachhaltig begeistert.
Mittlerweile hat sich die Zahl der heimischen Tier- und Pflanzenarten auf dem Areal verhundertfacht. Wer selbst gärtnern möchte, kann das auf der Bonnekamphöhe tun. Imker halten hier ihre Bienen, die nicht durch Chemie gefährdet sind. Wenn wir den Nachhaltigkeitsgedanken ernstnehmen, profitieren alle: Menschen, Tiere und Natur. Und das lässt sich sogar schmecken: seit einigen Wochen gibt es auf dem Gelände die „Bunte Beete“. Eine Mobile Küche, die die erntefrisches Produkte vor den Augen der Besucher zubereitet und leckere, saisonale Gerichte serviert. Ein kulinarisches Erlebnis in besonderer Kulisse.
Weiterlesen: Essen ist nicht umsonst zur grünen Hauptstadt ernannt worden. Das Revier ist viel grüner, als die meisten glauben: hier gibt es die besten Tipps.
9. Größte begehbare Camera Obscura der Welt
Den Gasometer in Oberhausen, Flugzeuge im Anflug auf Düsseldorf und die Nachbarn auf dem Balkon – all das könnt ihr in der Camera Obscura erkennen, die unmittelbar unter dem Dach des alten Wasserturms montiert ist. Je näher die Dinge sind, desto größer erscheinen sie. Und bei guter Sicht wirkt alles so realistisch, dass man fast versucht ist, danach zu greifen. Entsprechend begeistert sind die Menschen, die in einem vollkommen abgedunkelten Raum um den großen Projektionstisch der Camera Obscura herumstehen. Dass die größte begehbare Kamera dieser Art heute in Mülheim steht, verdankt die Stadt Prof. Werner Nekes. Der leerstehende Broicher Wasserturm erschien dem Mühlheimer Filmemacher als geeigneter Ort für die ungewöhnliche Kamera.
10. Sinnespfad (nicht) nur für Kinder
Schwerelosigkeit erleben. Ins Unendliche schauen. Barfuß über einen Parcours laufen. An insgesamt 80 Versuchsstationen werden unsere Augen, Nasen, Ohren und Finger auf vielfältige Art stimuliert. Anfassen und Ausprobieren sind auf Zeche Zollverein ausdrücklich erwünscht, etwa wenn mit geschlossenen Augen Erbsen und Kiesel unterschieden werden sollen. Oder wenn die Nase mit einem Riechbaum konfrontiert wird. Das Essener Erfahrungsfeld ist perfekt für Familien geeignet, denn Kinder können sich hier spielerisch mit wissenschaftlichen Themen auseinandersetzen – und reagieren stets begeistert. Das ausgeklügelte Konzept mit ganz verschiedenen Experimenten geht auf den Essener Hugo Kükelhaus zurück; der sinnesreiche Spielgeräte für Kinder konstruierte.
11. Tauchen im Duisburger Gasometer – originelles Ausflugsziel im Ruhrgebiet
Zum Schluss der originellsten Ausflugsziele im Ruhrgebiet noch ein sehr spezieller Tipp. Wo sonst auf der Welt kann man in einem stillgelegten Gasometer tauchen? Nach Auskunft der Betreiber nur in Duisburg. Zudem gilt das Gasometer mit 21 Millionen Liter Wasser als das größte Indoor-Tauchbecken Europas. 45 Meter breit und 13 tief ist das alte Industriegebäude. Bereits 1996 wurde es vom Gichtgas geleert, aber es brauchte noch viel Zeit und Energie, um den Gasometer auch noch zu reinigen und für die neue Nutzung zu präparieren.
Damit es den Tauchern nicht langweilig wird, warten unter Wasser gleich ein gutes Dutzend unterschiedlicher Attraktionen auf die Aktiven: vom künstlichen Riff über ein Schiffswrack bis zum Kunsthai – der Tauchgang im ehemaligen Gasometer hat fraglos seinen ganz eigenen Reiz, denn bereits die industrielle Umgebung macht den Ausflug zum Erlebnis.
Extra-Tipp: Auch wer keinen Tauchschein besitzt, kann im Duisburger Gasometer an Schnupper- oder Abenteuer-Tauchtouren teilnehmen.
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