Es ist mucksmäuschenstill. Ich kann kaum die Hand vor Augen sehen. Geheimnisse scheinen mir im dunklen Wald verborgen. Und übernatürliche Begegnungen möglich. Im Winter, wenn dichte Nebel durch den Thüringer Wald wabern, ist Deutschlands beliebtester Wanderweg menschenleer. Insbesondere rund um Masserberg, das als „Perle des Rennsteigs“ gilt, finden Wanderer in den Wintermonaten eine Märchenwelt vor: Glitzernde Eiskristalle, klare Luft und intensives Sonnenlicht machen den Aufenthalt zum Erlebnis.

Luftkurort und Bergidylle
Masserberg ist eine kleine Gemeinde im Thüringer Wald. Das Bergdorf hat rund 2.200 Einwohner, ist ausgesprochen pittoresk und darf sich seit 1999 „Heilklimatischer Kurort“ nennen – soweit, so unspektakulär. Was Masserberg besonders macht, sind Lage und Geschichte. Der Rennsteig führt mitten durch den Ort. Alte Handwerkstraditionen des Thüringer Waldes werden hier gepflegt und gastfreundliche Menschen zeigen Besuchern die Schönheiten des Thüringer Waldes. Ich möchte euch fünf Aktivitäten rund um Massernberg vorstellen, die euch sicherlich genauso begeistern werden wie mich.

1.) Historische Häuser in Masserberg bewundern
Dutzende alte Schieferhäuser stehen in dem kleinen Bergdorf. Auch die örtliche Kirche ist komplett mit mausgrauen Platten verkleidet. Weiße Fenster und Türen bilden einen schönen Kontrast zum Schiefer. Umgeben von grünen Tannen thront das Gotteshaus auf einer kleinen Anhöhe.

Eines der schönen alten Kurgebäude dient heute als Café. Das „Café Daheim“ verfügt über eine eigene Konditorei und eine herrlich altertümliche Atmosphäre. Ich habe mich hier nach meiner Sightseeingtour bei Kaffee & Kuchen aufgewärmt. Köstlich!


Weiterlesen: Ihr wollt mehr vom sagenhaften Fernwanderweg erleben? Hier stelle ich drei besondere Highlights auf dem winterlichen Rennsteig vor.
2.) Übernachten im alten Kurhaus von Masserberg
Manche Gäste haben in dem Hotel Probleme. Sie stört die Ruhe! Ich musste herzlich lachen, als die Mitarbeiter mir die Geschichte erzählten. Und tatsächlich ist es im Hotel Kurhaus Masserberg* ganz still. Im Wald vor den Fenstern rauscht nur der Wind in den Baumkronen. Sogar die Vögel scheinen verstummt. Ich habe die große Ruhe als ausgesprochen erholsam empfunden. Und genauso genossen, wie die kleine Sauna des Hotels und das schicke Restaurant, in dem es sich ausgezeichnet speisen lässt.

1906 erbaut, diente das schmucke Gebäude ursprünglich als Kurhaus von Masserberg. Nach dem Tod der Eigentümerin stand es lange Jahre leer und drohte zu verfallen. Im Dezember 2018 konnte es dann nach aufwändigen Renovierungen wiedereröffnen. Trotz des gehobenen Komforts sind die Preise im Apartment-Hotel durchaus erschwinglich*.



3.) Heilklimatische Wanderung
Ich habe in Masserberg jeden Tag meine Wanderschuhe geschnürt, den Rucksack geschultert und bin hinein gelaufen in die mystischen Nebel. Der Nebel in Masserberg ist etwas Besonderes: Er ist fein und weich. Legt sich wie eine Maske auf Haut und Haare. Das kommt daher, dass er nicht mit Feinstaub konterminiert ist, berichtet mir Christian Sachs. Die nächste Industrie sei dutzende Kilometer entfernt. LKWs würden nur wenige so tief in den Thüringer Wald fahren. Und Flugzeuge nach Erfurt-Weimar andere Routen nehmen.

Masserbergs Schatz ist der Wald. Die Luft und vor allem der Rennsteig, über den die heilklimatische Wanderung rund eine Stunde lang führt. Masserberg liegt auf 830 und verfügt über ein besonderes Reizklima: die Luft ist extrem sauber und sauerstoffreich. Dazu kommen die ätherischen Öle des Fichtenwaldes.



Christian Sachs ist im Hauptberuf Glasbläsermeister. In seiner Freizeit organisiert er die heilklimatischen Wanderungen in Masserberg. Gehen, atmen, ein kleines bisschen Eigenwerbung – die Teilnehmer können später auch in seiner Werkstatt vorbeischauen. Einen Glasbläserkurs buchen oder das ausgestellte Kunsthandwerk kaufen. Die Glasblaskunst hat im Thüringer Wald eine lange Tradition. In den langen, harten Wintern, die es früher in der Region gab, stellten die Menschen Glas in Heimarbeit her. Sobald der Schnee schmolz, schleppten Frauen dann die Waren auf dem Rennsteig zu den Käufern.

4.) Grenzsteine in Masserberg
Der Rennsteig ist nicht nur ein uralter Handelsweg; er war auch lange Zeit ein Grenzweg. Etliche Kleinstaaten teilten sich das Gebiet des Thüringer Waldes. Starb ein Herrscher erbten seine Söhne oft mehrere noch winzigere Herzogtümer. Die stark verwitterten Grenzsteine stehen noch heute unmittelbar am Wegesrand. Und rund um Masserberg finden sich besonders alte Exemplare. Einer der ältesten Grenzsteine stammt aus dem Jahr 1598. Die erste urkundliche Erwähnung des Rennsteigs stammt sogar aus dem Jahr 1330.


Die Grenzsteine sind vermoost und reichen mir bis zur Hüfte. Gelegentlich werden sie von Schatzsuchern ausgegraben, die sie auf dem Schwarzmarkt versilbern wollen. Doch bisher konnte noch jeder Stein wiederbesorgt werden. Wer mehr über die Landschaft und Geschichte des Rennsteigs erfahren möchte, kann eine geführte Wanderung bei Bastian Hinz buchen. Der Naturführer ist in Masserberg aufgewachsen. Kennt jeden Grenzstein, alle Aussichtspunkte und sämtliche Schutzhütten, die es am Rennsteig gibt.
5.) Waldbaden im Luftkurort Masserberg
Nebel wabert zwischen den Baumstämmen. Tausende Tannennadeln verbinden sich auf dem Waldboden zu einem Teppich. Leiser, sachter Schnee legt sich auf meine Haut und wirkt wie ein Erfrischungsspray. Ich bin mit Dr. Doreen Sallmann zum Waldbaden in den Wäldern von Masserberg. Sie ist Chefärztin in der örtlichen Onkologie und hat eine Fortbildung zur Achtsamkeitstherapeutin gemacht, weil sie von den heilsamen Kräften des Waldes überzeugt ist.

Ich liebe den Wald. Gehe häufig wandern. Habe aber noch nie so intensiv meine Sinne im Wald eingesetzt. Kleinigkeiten beobachtet. Bäume umarmt. Und Gerüche für die Zukunft gespeichert. Waldbaden ist viel mehr als ein neuer Wellnesstrend – es ist ein beglückendes Erlebnis.
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Thomas Wiendlocha meint
Toller Bericht,Danke.
War schon mehrmals zur Reha in Masserberg und freu mich
neue oder andere Eindrücke von verschiedenen Menschen zu erfahren.
Es ist wirklich ein schöner kleiner Ort und eine tolle Urlaubsregion zu
jeder Jahreszeit.(Wandern, Mountainbike, Langlauf oder nur spazieren Gehen).
Die Natur, die frische sauber Luft und die Ruhe sind einfach klasse!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Wiendlocha
Antje meint
Vielen Dank. Mich hat der Thüringer Wald auch nachhaltig begeistert und ich werde sicher wiederkehren.