• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Zur Fußzeile springen
  • NRW
  • Deutschland
  • Die Welt
  • Reisearten
    • Berge
    • Geheimtipp
    • Hotels
    • Kulinarik
    • Kultur
    • Landleben
    • Meer
    • Natur
    • Städtetrip
    • Tiere
    • Wandern
  • Meine Bücher
  • Über mich
  • Kooperationen
    • Facebook
    • Twitter
    • Instagram

Weltenkundler

bewusster reisen - inspirierter lesen - das Zeitgeist-Magazin

Aktuelle Seite: Startseite / Die Welt / Volendam am Markermeer – schöne Fassade, schreckliche Vergangenheit

By Antje Zimmermann 1 Kommentar

Volendam am Markermeer – schöne Fassade, schreckliche Vergangenheit

Auf Facebook teilenAuf Twitter teilenPinnen!

Fischerboote wiegen sich im Wind. Menschen flanieren am Hafen. Und Möwen hoffen auf ein Stück vom Fang. Unweit von Amsterdam liegt das malerische Volendam am Markermeer. Das kleine Fischerdorf zieht Touristen aus aller Welt an. Doch hinter den bunten Holzfassaden verbergen sich Tragödien, von denen die meisten Besucher nichts ahnen. Nach langem Schweigen werden sie jetzt öffentlich gemacht und lassen niemanden kalt.

Rotgoldene Abendstimmung am Markermeer in Holland.
Idylle am Markermeer

Volendam am Markermeer – eine katholische Enklave

Volendam war lange eine katholische Insel in einem protestantischen Meer. Als die Niederlande zum protestantischen Glauben übertraten – im 17. Jahrhundert wurde der Calvinismus zur vorherrschenden Religion – blieb Volendam Rom treu. Heute reagieren die meisten Menschen in Europa mit einem Schulterzucken auf die Konfessionsfrage, aber in früheren Jahrhunderten war es das alles bestimmende Thema. Durch die Papsttreue entstanden in Volendam viele Probleme, die unsägliches Leid über die Menschen brachten. Erzählt wird ihre dramatische Geschichte in der „Expierence Volendam“.

Der Yachthafen in Volendam am Markermeer.
Das schöne Volendam am Markermeer

Weiterlesen: Von Volendam am Markermeer ist es nur ein Katzensprung nach Enkhuizen am Ijsselmeer. Einer wunderschönen holländischen Kleinstadt, die vom „Goldenen Zeitalter“ geprägt wurde.

Innovatives Konzept in Volendam am Markermeer

„Expierence Volendam“ ist viel mehr als ein Museum – es ist eine interaktive Erlebniswelt. Dass es diese hochmoderne Technik im kleinen Volendam gibt, ist zwei niederländischen Startups zu verdanken: Die Firmen suchten einen Ort, wo sie ihre innovative Kinotechnik vorführen konnten. Und Volendam, einer der meistbesuchten Orte in den Niederlanden, passte den Marketing-Strategen ins Konzept. Sie stellten die Mittel zur Verfügung und die Bewohner nutzten den unerwarteten Geldregen, um die dramatische Geschichte des Ortes zu erzählen.

„Expierence Volendam“ ist eine faszinierende, mulitmediale Erlebniswelt in Volendam am Markermeer.
Das „Expierence Volendam“ macht die Vergangenheit lebendig

Vor den Türen der Erlebniswelt wird fangfrischer Fisch verkauft, ein Reiher stakt umher und die Menschen sitzen unbeschwert in der Sonne. Doch sobald sie das „Expierence Volendam“ betreten, ändert sich die Sicht auf das idyllische Fischerdorf. Denn hier kann jeder Besucher hautnah erleben, was die Bevölkerung von Volendem durchmachen musste.

Auch dieser Reiher fühlt sich offensichtlich in dem Fischerdorf sehr wohl.
Ständiger Bewohner von Volendam

Eintritt in die Dunkelheit

Winzige Bettkästen sind übereinandergestapelt. Ein Wassereimer mit Schöpfkelle ersetzt das Badezimmer. Und über der Feuerstelle steht angeschlagenes Geschirr in einem Regal – die isolierten Katholiken von Volendam lebten in sehr einfachen Verhältnissen, berichtet Museumsführerin Karina Butter. Sie ist groß, schlank und strohblond. Eine typische Holländerin, die perfekt Englisch spricht und viel lacht. Mit der blau-weißen Tracht und den wuchtigen Holzschuhen erinnert sie ein bisschen an Frau Antje aus der Käse-Werbung. Die folkloristische Aufmachung macht ihre Erzählungen umso verstörender. 

„Expierence Volendam“ zeigt die historischen Wohn- und Arbeitsbedingungen in Volendam am Markermeer.
Beengte Wohnverhältnisse

Angeordneter Inzest in Volendam am Markermeer

Um die letzten holländischen Gläubigen bei der Stange zu halten, griff die katholische Kirche zu extremen Mitteln. Um 1905 kam ein Pastor nach Volendam, der alles dransetzte, die geschlossene katholische Gemeinschaft zu erhalten. Er verbot Ehen mit Protestanten aus dem Umland und stiftete die Bewohner an, nur untereinander zu heiraten.

Grachten und kleine Häuser am Markermeer.
Die Idylle trügt in Volendam

Der über Jahrzehnte praktizierte Inzest gipfelte in Gen-Defekten. In Volendam entwickelten sich Krankheiten, die es nur hier gibt. Eine Erbkrankheit heißt „pontocerebelläre Hypoplasie“, kurz PCH. Sie bricht nur aus, wenn beide Elternteile die Veranlagung vererben. Ihre Kinder kommen dann mit unterentwickelten Gehirnen zur Welt. Haben schwerste mentale und körperliche Defizite und sterben früh.

Weiterlesen: Was Inzucht in europäischen Adelshäusern angerichtet hat, ist in diesem Artikel dokumentiert. (Auch Volendam wird erwähnt.)

Geschichte zum Greifen

Während Karina Butter erzählt, führt sie die Besucher durch das Museum. In den Eingangsbereich der Erlebniswelt dringt geballtes Tageslicht. Und auch die Geräusche der belebten Straße. Doch als sie die schwere Holztür zur Ausstellung schließt, wird es dunkel und ganz still. Die Museumsführerin erzählt von ihrer Großmutter, die 21-mal schwanger wurde. Allerdings überlebten nur acht Kinder, die anderen 14 starben. Doch nicht alle an der Erbkrankheit, von der die Dorfbewohner damals noch nichts ahnten. Mehrere Kinder ertranken, wie Karina Butter berichtet. Denn niemand in dem Küstenort konnte schwimmen. Auch das verdanken die Bewohner von Volendam ihren katholischen Geistlichen.

Niemand durfte schwimmen lernen

Karina Butter vergleicht die damalige Situation in Volendam mit der heutigen in einigen muslimischen Staaten. Was wir als rückständig kritisieren, war noch vor nicht allzu langer Zeit gängige Praxis in konservativen katholischen Gesellschaften. So war es in Volendam damals verboten, die Kleidung auszuziehen. „Wenn ihr eure Kleidung auszieht, begeht ihr eine Sünde“ – predigten die Geistlichen.

Sonnenuntergang über einem Yachthafen in Holland.
Die Menschen ertranken im Meer

Aber um schwimmen zu lernen, muss man seine Kleidung ausziehen. Deshalb konnte niemand in Volendam schwimmen, in einem Küstenort, der unter Meeresniveau liegt. Die Menschen arbeiteten auf dem Wasser und ertranken in ihm. Einer ihrer Onkel, sagt Karina Butter, ertrank mit fünfeinhalb. Und niemand eilte dem Jungen zur Hilfe, weil die Retter dann selbst ertrunken wären.

Extra-Tipp: Die 10 schönsten Kurztrips nach Holland findet ihr hier – für unbeschwerte Tage bei unseren Nachbarn!

Katholische Kleidervorschriften

Der Einfluss der katholischen Kirche erstreckte sich auf alle Lebensbereiche. Auch über die Garderobe entschieden die Geistlichen. Insbesondere, was die weibliche Kleidung anbetraf. Die Frauen in Volendam trugen schwarze Hauben. 24 Stunden am Tag. Auch nachts. Deshalb hatten die meisten von ihnen kaum noch Haare. Wegen des Sauerstoffmangels unter den Hauben. Und weil sie natürlich Läuse hatten, rasierten sie sich die restlichen Haare auch noch ab. Nur vorne ließen sie eine Strähne rausschauen, damit es so aussah, als hätten sie Haare.

Auf historischen Schwarzweiß-Fotos sind die Frauen zu sehen. Die Gesichter unter den schwarzen Hauben blicken ein wenig unsicher in die Kamera. Auch alte Passfotos hängen in der Ausstellung von „Expierence Volendam“. Das historische Volenam auf den Fotos gleicht dem modernen Volendam.

Kleine Gassen und Häuser in Volendam am Markermeer.
Volendam am Markermeer

Bis 1940 war Volendam am Markermeer ein mittelalterlicher Ort. Das erste Badehaus eröffnete hier 1954. Die Großmutter von Karina Butter duschte 1974 zum ersten Mal.

Die neueste Kino-Innovation

Eine Holztreppe führt ins Untergeschoss des Museums. Musik, Meeresrauschen und Möwengeschrei dringt aus unsichtbaren Lautsprechern. Dazu ein paar Anweisungen. Ihnen folgend klettern die Besucher über knarrende Holzbänke und steigen in ein offenes Ruderboot. Vor jedem Sitzplatz liegt ein kleiner, schwarzer Kasten: sogenannte Virtually reality-Brillen – die neueste Kino-Innovation. Wer sie aufsetzt, sieht den Film nicht nur in einen 360 Grad Rundumblick, sondern hat das Gefühl, tatsächlich im Film zu sein. 

Museumsmitarbeiterin Karina Butter arbeitet in der "Experience Volendam".
Karina Butter in der „Experience Volendam“

Der Film erinnert an eine Hollywood-Produktion und zeigt wie Volendam 1916 von einer Sturmflut heimgesucht wird. Das Meer dringt in die kleinen, bunten Häuschen ein. Und ein junger Fischer sucht verzweifelt nach seiner Geliebten. Am Ende des Films kann er sie dann in die Arme schließen. So glücklich wie im Film enden allerdings nicht alle Liebesgeschichten in Volendam. Karina Butter, die sich selbst als Atheistin bezeichnet, hat weder geheiratet, noch Kinder bekommen.

Auf Facebook teilenAuf Twitter teilenPinnen!

Kategorie: Die Welt, Meer Stichworte: Geschichte, Markermeer, Volendam

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Carlo meint

    14. August 2022 um 13:57

    Trifft man auf dieses idyllische Städtchen mit seinen zauberhaften Fassaden, dann bekommt man gleich Fernweh. Liest man jedoch die Geschichte dahinter, da kommt man doch schon ans Nachdenken. Ist es heute überhaupt erlaubt dort zu schwimmen?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Haupt-Sidebar

About me

Hallo und herzlich willkommen,

ich bin Antje Zimmermann - Reisejournalistin, Buchautorin und Bloggerin. Weitgereist und heimatverbunden.

Als Reiseexpertin bin ich regelmäßig in den Medien: bei WDR 5 und "Hier und heute" im WDR Fernsehen. Ich referiere auf Messen und an Fachhochschulen, moderiere Veranstaltungen und präsentiere meine Reiseführer in der kleinen Buchhandlung um die Ecke.

Ihr habt Fragen? Möchtet mit mir ins Gespräch kommen? Oder mich engagieren?

antje (at) weltenkundler.com

(Portraitfoto: WDR/Simin Kianmehr)

Beliebt

29. Juli 2020 von Antje Zimmermann 16 Kommentare

Träume in türkis – Wo Kärnten (fast) karibisch ist

23. September 2021 von Antje Zimmermann 14 Kommentare

Die 20 originellsten Ausflugsziele in NRW

Das weltbekannte Absinth-Ritual

8. Oktober 2017 von Antje Zimmermann 12 Kommentare

Wo die grüne Fee regiert – die Absinth-Route

Neueste Kommentare

  • Legendary Drivers bei Die 20 originellsten Ausflugsziele in NRW
  • Antje Zimmermann bei Geheimtipps für Baden-Württemberg
  • Gloria bei Geheimtipps für Baden-Württemberg
  • Antje Zimmermann bei Geheimtipps für den Schottlandurlaub
  • Sabine Matheis bei Geheimtipps für den Schottlandurlaub
  • Antje Zimmermann bei Die schönsten Zugreiseziele – mit der Bahn ans Meer

Footer

Weltenkundler – Schönes in der 2. Reihe

Die wirklichen Highlights warten oft in der 2. Reihe!! Es gibt viele schöne Städte und Regionen, die weniger überlaufen und überteuert, aber nicht weniger besuchenswert sind!

In meinem Reisemagazin findet ihr neue, frische Geschichten und echte Tipps: für idyllische Landpartien und entspannte Citytrips.

Charme und Stil müssen nicht zwangsläufig teuer sein – abseits der touristischen Trampelpfade bietet der Urlaub einfach mehr. Und ich nehme euch mit zu diesen Orten in der 2. Reihe, die euch erstklassige Momente bieten.

Weltenkundlerin Antje Zimmermann

  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter

Impressum
Datenschutz

Copyright © 2023 · Weltenkundler