Wütende Stiere. Schreiende Menschen. Und tausende Schaulustige. Die spanische Stadt Pamplona ist für ihren wahnwitzigen Stierlauf bekannt. Er findet jedes Jahr während der Fiesta „San Fermin“ statt und hat eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter rannten die Bewohner in wilder Flucht vor den Stieren davon. Regelmäßig kommen bei dem Spektakel Menschen und Tiere zu Schaden. Und wahrscheinlich war gerade das der Grund, warum sich Ernest Hemingway für die nordspanische Stadt begeisterte. Der berühmte Schriftsteller besuchte die Fiesta neun Mal und blieb oft für Wochen oder Monate. „Fiesta“ ist auch der Name des Romans, den er über die Ereignisse schrieb. Ich war auf Hemingways Spuren in Pamplona unterwegs.

Eines vorweg: Ich kann dem Stier-Spektakel nichts abgewinnen. Pamplona, die Provinzhauptstadt von Navarra, hat mich hingegen genauso begeistert wie die Werke Hemingways.
Die Fiesta aus Hemingways Sicht
„Man tanzte und trank unentwegt, und der Lärm nahm kein Ende. Das, was so passierte, konnte nur während einer Fiesta passieren.“ (Aus Ernest Hemingway, Fiesta)*
Was Hemingway über Pamplona schrieb, machte ihn bei den Bewohnern der Stadt nicht unbedingt beliebt. Sie verübelten ihm, dass die Fiesta als Rahmenhandlung für zwischenmenschliche Tragödien diente. Denn Alkoholexzesse, Sexeskapaden und verstörende Konflikte machen einen Großteil der Handlung von „Fiesta“ aus. 1926 erschien das englische Original unter dem Titel: „The sun also rises“. dem Titel.

Begeisterung für den Bullenlauf
Der Bullenlauf von Pamplona faszinierte Hemingway zeitlebens. Er liebte den Nervenkitzel und das wilde Feiern, Tanzen und Trinken während der Fiesta. Seit den 1920er Jahren, als Hemingway ihn erstmals erlebte, hat sich nichts an dem alten spanischen Brauch geändert. Auch heute noch rennen Jahr für Jahr Einheimische und Touristen vor den Tieren her, und versuchen ungeschoren davon zukommen. Allerdings gelingt das den überwiegend jungen Männern nicht immer. Die Fiesta „San Fermin“ findet auch 2022 zwischen dem 6.-14. Juli statt. In dieser Zeit ist es ohnehin kaum möglich, freie Zimmer in der Stadt zu bekommen. Auch teilt sicher nicht jeder Hemingways Begeisterung. Aber außerhalb der Festwoche könnt ihr auf Hemingways Spuren in Pamplona schöne Stunden verleben.

Führungen auf Hemingways Spuren in Pamplona
Damals ärgerten sich die Bewohner über ihn; heute ist man in der Stadt stolz auf Hemingways Verbundenheit mit Pamplona und bietet spezielle Touren zu den Originalplätzen an. Sie führen u.a. zum Café Iruna. Es liegt direkt am zentralen Platz von Pamplona. Hier hat Hemingway Stunde um Stunde gesessen und sich seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen gewidmet: dem Trinken und Schreiben.

Hoteltipp Pamplona – im Bett mit Hemingway
Eine weitere Station der Führung ist das Hotel „La Perla“. Das schöne, alte Gebäude ist das einzige 5 Sterne-Haus der Stadt*. Hier logierte Hemingway mit Vorliebe während der Fiesta, so erzählen es zumindest die Hotelmitarbeiter. Und vom Hotelbalkon aus beobachtete der Schriftsteller dann den Bullenlauf. Wer möchte, kann heute in Hemingways Zimmer übernachten. Allerdings solltet ihr lange im Voraus buchen, da das Zimmer Nr. 201 sehr begehrt ist. Während der Feierlichkeiten im Juli zahlen Fans des Literaturnobelpreisträgers pro Nacht tausende Euro für das Zimmer. Und angeblich soll es sie sogar inspiriert haben.

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Auf Hemingways Spuren in Pamplona – Märchen und Mythen
Die letzte Station der Führung auf den Spuren Hemingways ist die große Stierkampfarena von Pamplona. Nach Mexico-Stadt und Madrid soll sie die drittgrößte der Welt sein. Unweit von der Arena steht ein gewaltiges, steinernes Denkmal. Es zeigt die wütenden Stiere und flüchtenden Männer in dramatischer Pose. Häufig stehen Trommler um das Monument herum und feiern das Leben in ihrer Stadt – nicht nur zur Fiesta. Eine Notiz am Rande: Auch wenn der berühmte Schriftsteller zu Lebzeiten etwas anderes behauptet haben soll. Die Bewohner von Pamplona beharren darauf, dass er nie selbst mit den Stieren gelaufen ist.

Tapas-Bars in Pamplona
Pamplona bietet architektonische und kulinarische Überraschungen. Im Café Iruna und den benachbarten Bodegas habe ich hervorragend gegessen. Die spanischen Tapas heißen in Pamplona „Pinchos“ und sehen so appetitlich aus, dass man sie am liebsten gleich alle probieren möchte. Mit ihren Verzierungen aus Kräutern oder Blätterteig wirken sie wie kleine Kunstwerke. Nach Büroschluss füllen sich die Bodegas der Stadt und die Bewohner gönnen sich vor dem eigentlichen Abendessen rund ein halbes Dutzend „Pinchos“. Sie sind mit Fisch, Fleisch oder Gemüse gefüllt und der ganze Stolz der einheimischen Köche.


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