Abendsegler, Zwerg- und Mückenfledermaus. Die ersten Tiere haben ihre Quartiere verlassen, flitzen über die Baumwipfel und jagen dicht an der Wasseroberfläche. Aufgeregt zeigen die Menschen in den nächtlichen Himmel und einander ihre Entdeckungen: Denn im Schein der mitgebrachten Taschenlampen sind die Tiere perfekt zu sehen – Fledermaus-Führungen im Rheinland finden regelmäßig statt und werden von den NABU-Ortsgruppen beispielsweise in Euskirchen und Köln organisiert. Ich habe an einer geführten Tour rund um den Neffelsee in Zülpich teilgenommen und war begeistert….
Fledermaus-Führungen im Rheinland – der Neffelsee in Zülpich
Der Neffelsee in der Zülpicher Börde ist ein „Tagebaurestloch“ und ein Fledermaus El Dorado. Bietet das seit 1979 bestehende Naturschutzgebiet doch ideale Bedingungen für die Tiere: hohe Bäume, viel Wasser und eine große Artenvielfalt – sogar der stark gefährdete Feldhamster kommt in der Region noch vor. Für Fledermäuse ist diese abwechslungsreiche Landschaftsstruktur überlebenswichtig. Auf ebenen Flächen, die weder Erhebungen noch Vertiefungen kennen, wird man sie nicht finden. Am Neffelsee hingegen leben viele verschiedene Arten mit jeweils zahlreichen Individuen.
Mit dem „Bat-Detektor“ unterwegs
Es knarrt, rattert und piept – das kleine, schwarze Gerät, das NABU-Mitarbeiter Ralf Wilke zur Fledermaus-Führung mitbringt. Der „Bat-Detektor“ stößt bei den Teilnehmern der Führung sofort auf großes Interesse. Macht er doch die Ultraschallrufe der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar. Und je lauter die Geräusche werden, desto näher sind die Tiere. Das erklärt Ralf Wilke gleich zu Beginn seiner Führung. Er ist im Vorstand der NABU Ortsgruppe Euskirchen und engagiert sich ehrenamtlich für den Schutz der heimischen Fledermäuse. So wird auf den Führungen stets thematisiert, was Menschen tun können, um den Tieren zu helfen. Übrigens: Weitere spannende Tierführungen in NRW gehen zu den Wildgänsen auf der Bislicher Insel und den Hochlandrindern im Witte Venn.
Schutz der heimischen Fledermäuse
Insbesondere das Angebot von Quartieren spielt dabei eine große Rolle. Die finden Fledermäuse beispielsweise in alten Gemäuern, Scheunen und Wirtschaftsräumen. Im Sommer nutzen die Tiere aber auch die Dachböden und Keller unserer Häuser. Aus Angst oder Unkenntnis werden sie hier aber häufig vertrieben. Deshalb hat der NABU zusammen mit dem Land NRW das Projekt „Fledermaus freundliches Haus“ gestartet. Menschen, die Fledermäusen ein dauerhaftes, sicheres Zuhause bieten, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Fledermaus-Führungen im Rheinland – Wo es tatsächlich Vampire gibt
Bei den Führungen sind stets einige Kinder zugegen. Und deren besonderes Interesse gilt stets der Vampirfledermaus. Ralf Wilke erklärt dann das spektakuläre Jagdverhalten der Tiere: Sie ritzen die Haut ihrer Beutetiere auf und trinken das hervorquellende Blut. Gerinnungshemmende Substanzen im Speichel der Vampirfledermaus sorgen dafür, dass es üppig fließt. Und solange die Wunde offen ist, suchen die Vampire das Tier gleich mehrfach auf. Dass die blutdürstige Fledermaus ausschließlich in Amerika vorkommt, beruhigt und enttäuscht die jüngeren Teilnehmer zugleich.
Ausgeprägtes Sozialverhalten
Aber auch aus dem Leben der heimischen Arten gibt es Spannendes zu berichten: etwa, dass Fledermausjunge in großen Wochenstuben von ihren Müttern aufgezogen werden. Die Männchen halten sich derweil in separaten Junggesellenbehausungen auf. Was beide Geschlechter eint, ist ein stark ausgeprägtes Sozialleben: sie wärmen einander und betreiben gegenseitige Fellpflege. Auch Freundschaften haben bei den Tieren einen hohen Stellenwert und halten häufig ein Leben lang. Und so ein Fledermausleben kann schon einmal 25 Jahre betragen. Denn je weniger Junge ein Tier bekommt, desto höher ist in der Regel die Lebenserwartung – Fledermausweibchen, so erfahren die Teilnehmer, haben mit ein bis zwei Jungen nur eine geringe Reproduktionsrate.
Fledermaus-Führungen im Rheinland
Infos zu den Fledermaus Führungen des NABU Euskirchen gibt es hier.
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