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Weltenkundler

Reise lieber ungewöhnlich! - Reisetipps abseits der touristischen Trampelpfade aus NRW, Deutschland und der Welt

Aktuelle Seite: Startseite / Die Welt / Silberbergwerk von Tarnowitz – unterirdische Flussfahrt

4. August 2020

Silberbergwerk von Tarnowitz – unterirdische Flussfahrt

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Mitten im Wald liegt ein kleiner, runder Bau aus Kalkstein. Die Tür öffnet sich und wir dürfen eintreten – in eine dunkle, feuchte und geheimnisvolle Welt. Gleich vor uns liegt eine stählerne Treppe, die in die Tiefe führt. Der Gästeführer drückt uns kleine Karbidlampen in die Hände. Spärliches Licht geht von ihnen aus und huscht über die Wände, während wir langsam und vorsichtig hinabgehen – in das Silberbergwerk von Tarnowitz.

Der Eingang zum Schwarze Forellen Stollen
Hier startet das unterirdische Abenteuer

30 Meter führt die Treppe hinab und endet in einer niedrigen Höhle. Ich höre bereits das leise Rauschen, bevor ich ihn dann sehe: den unterirdischen Fluss der schwarzen Forellen.

Der Abstieg in den schwarze Forellen Stollen beginnt
Der Abstieg beginnt

Der schwarze Forellen Stollen

Der „Schwarze Forellen Stollen“ gehört zum polnischen Silberbergwerk von Tarnowitz. Am 9. Juli 2017 hat die UNESCO das Bergwerk zum Weltkulturerbe erklärt, weil es Techniken entwickelt hatte, die ihrer Zeit weit voraus waren. Über die erfahren Besucher mehr in der Friedrich-Grube und dem Museum der Anlage – aber ich wollte unbedingt zuerst zum unterirdischen Fluss, weil er Abenteuer pur bietet.

Der unterirdische Fluss           (c) Sztolnia Czarnego Pstrąga
(c) Tarnowskie Góry Land Lovers Association/ Piotr Miemiec

Ein kleines bisschen Mut braucht ihr für beide Führungen. Wer unter Klaustrophobie leidet, ist in der unterirdischen Welt falsch. Und Wasserscheue dürften möglicherweise auch Probleme haben. Alle anderen werden diesen Ausflug vermutlich genauso genießen wie ich. Die Kombi-Tickets sind günstiger, aber ihr könnt die Touren auch einzeln buchen.

Auch interessant: Polen wird als Reiseland unterschätzt. Ich habe gerade die Woiwodschaft (Provinz) Großpolen besucht, die prächtige Paläste, charmante Dörfer und menschenleere Landschaften bietet – zu extrem günstigen Preisen! Hier findet ihr die besten Tipps für eine Landpartie in Großpolen.

Bootsfahrt im Dunklen

Wir sind 30 Meter unter der Erde. Tropfen fallen von der Decke und landen mit einem leisen Plong auf meinem Kopf. Links und rechts türmt sich raues Dolomitgestein auf. Im Schein der Lampen schimmert es in allen Tönen zwischen grün und braun. Für die unterirdische Bootsfahrt ist Thaddeus Kaminski verantwortlich. Ein kleiner, drahtiger Mann, der sich geschickt auf den feuchten Steinen bewegt und geduldig Anweisungen gibt: Auf keinen Fall die Hände ins Wasser halten! Dann zieht er schwungvoll an einem dicken Tau: nacheinander tauchen die Boote auf. Sie sind aus Stahl. Mit hölzernen Planken. Und füllen fast die gesamte Breite des Flusses aus.

Thaddeus Kaminski bei der Arbeit
Thaddeus Kaminski bei der Arbeit

Unterirdischer Grubenfluss

1957  hatte ein cleverer Tarnowitzer die Idee, den unterirdischen Fluss touristisch zu nutzen. Und so wurden die Boote nach unten in den Stollen gebracht. Denn wer hat schon so etwas vorzuweisen? Zumal hier noch die geheimnisvollen Forellen schwimmen. Ich warte ungeduldig, bis Thaddeus Kaminski alle Fahrgäste platziert hat. Die Boote schwanken hin und her, bis alle sitzen. Dann startet die Fahrt.

Bootsfahrt im schwarze Forellen Stollen
Die Hände nichts ins Wasser halten!

600 Meter des unterirdischen Flusses dürfen wir befahren. Der Stollen ist nur 1,30 Meter breit, aber stellenweise bis zu vier Meter hoch, was ihm etwas kathedralenhaftes gibt. Die Stimmen hallen und jedes Geräusch wird verstärkt. So gibt es jedes Mal einen kleinen Knall, wenn unsere Boote gegen die Wand stoßen.

Wie in einer Kathedrale

Der Stollen ist ein faszinierender Ort
  (c) Tarnowskie Góry Land Lovers Association/ Piotr Miemiec

Glasklares Wasser schimmert

Das Wasser ist so klar, dass jedes Detail im Fluss zu erkennen ist. Der Boden schimmert grünlich. Winzige Partikel tanzen im Licht der Lampen. Unweigerlich stecken die ersten ihre Hände in den Fluss. Auch ich muss zumindest einmal dieses Wasser auf meiner Haut spüren. Doch dummerweise verscheucht unsere Planscherei die eigentlichen Bewohner des flachen Flusses: die schwarzen Forellen. Gelegentlich tauchen sie aber doch vor einer Kameralinse auf.

Forelle im unterirdischen Fluss
    (c) Tarnowskie Góry Land Lovers Association/Agnieszka Kowalska

Das Tageslicht hat uns wieder

Nach rund 30 Minuten endet die Fahrt. Thaddeus Kaminski hilft den Besuchern aus den Booten. Und bringt sie Richtung Ausgang. Eine enge Wendeltreppe führt hier wieder nach oben. Für den Aufstieg brauchen wir deutlich länger als der Abstieg. Außer Puste kommt dann einer nach dem anderen oben an. Das grelle Sonnenlicht blendet und das Herz rast. Doch das schmälert die Begeisterung nicht. Genau wie ich schwärmen die anderen Besucher in ihrer jeweiligen Sprache.

Wieder über Tage
Wieder über Tage wird die Bootsfahrt bezahlt

Das zweite unterirdische Programm

Mit ein paar Strophen des Tarnowitzer Glöckleinslied startet Sebastian Musik die Führung in der Friedrich-Grube von Tarnowitz. Das Silberbergwerk von Tarnowitz ist ein riesiges Gewirr aus unterirdischen Gängen, aber aktuell dürfen Besucher nur den „Schwarze Forellen Stollen“ und die Friedrich-Grube besichtigen. Die kleine Gruppe marschiert geschlossen zum Aufzug. Alle quetschen sich in die Kabine und dann geht es 40 Meter in die Tiefe. In den Schacht Schlange. Wo es wieder dunkel, feucht und eng ist: 10 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit – die klimatischen Verhältnisse haben sich seit dem Mittelalter nicht verändert.

Führung in der Friedrich-Grube
Führung in der Friedrich-Grube

Auf Betonplatten, die eigens für die Besucher verlegt wurden, geht es vorwärts. Die früheren Bergarbeiter mussten im Schlamm durch das Silberbergwerk waten. Das viele Wasser war damals Fluch und Segen zugleich. Und letztlich auch der Grund, warum Tarnowitz jetzt zum Welterbe zählt.

Preußische Pionierarbeit

Die Bergleute mussten das Wasser loswerden, weil es ihre Arbeit behinderte. Zugleich ist Wasser natürlich sehr wertvoll, da die Menschen nun mal trinken müssen. Die Gruben entwässern und die Stadt zugleich mit frischem Trinkwasser versorgen – diese Pionierarbeit hat der preußische Berghauptmann Friedrich Wilhelm von Reden geleistet. Mit Dampfmaschinen ließ er das Wasser an die Oberfläche pumpen.

STOP - Nur ein kleiner Teil zugänglich
STOP – Nur ein kleiner Teil der unterirdischen Welt ist zugänglich

Fließendes Trinkwasser in Tarnowitz

Bereits 1797 konnten die Einwohner von Tarnowitz so zu Rohren marschieren, die in der Stadt endeten, und sich fließendes Wasser abzapfen. Ende des 18. Jahrhunderts ein revolutionäres Unterfangen. Das auch Goethe zu einem Besuch in Schlesien animierte. Der preußische Bergbauhauptmann von Reden zeigte dem berühmten Gast persönlich das Silberbergwerk von Tarnowitz.

Die Wasserleitungen reichten bis in die Stadt
Die Wasserleitungen reichten bis in die Stadt

12 Stunden im Dreck 

Je weiter wir bei der Führung in die Grube eindringen, desto niedriger werden die Gänge. Mit eingezogenen Köpfen laufen wir durch die engen Gänge. Unsere Schritte hallen. Und die ersten atmen schwer. Nach ein paar hundert Metern stoppt Sebastian Musik und macht sich an einigen Lichtschaltern zu schaffen. Dutzende Lampen leuchten auf und erhellen winzige Kammern im Fels. Sie sind gerade einmal einen halben Meter hoch. In ihnen, erzählt der Gästeführer, verbrachten die Männer liegend ihre Arbeitstage: 12 Stunden lang lagen sie im Dreck und klopften Erz von der Wand.

Festbeleuchtung unter Tage
Die Arbeitsbedingungen unter Tage im Silberbergwerk von Tarnowitz

Knappen waren ihre eigenen Herren

Doch die Mühe hat sich gelohnt. Nach 15 Jahren Plackerei im das Silberbergwerk von Tarnowitz konnten sich die Männer zur Ruhe setzen und ein angenehmes Leben führen. Denn im Gegensatz zu einfachen Bergmännern, die für die Besitzer der Grube schufteten, gehörten den Knappen ein paar Schächte. Aber auch sie zahlten mit kaputten Knien, geschundenen Rücken und belasteten Lungen. Die Hoffnung auf Reichtum und Unabhängigkeit zog dennoch Menschen aus ganz Europa ins frühere Schlesien: Franken, Sachsen, Thüringer, Polen und Tschechen. Sie alle haben Hand in Hand in der Grube gearbeitet. Tarnowitz war bereits im Mittelalter sehr europäisch.

Historisches Silberbergwerk - seit dem 9. Juli Welterbe
Das Silberbergwerk von Tarnowitz ist seit dem 9. Juli 2017 Welterbe

Landschaft für immer geprägt

Gut vier Fünftel des neuen Welterbes befinden sich unter der Erde, etwa ein Fünftel sind oberirdische Flächen und Bauwerke. Der Bergbau hat die Landschaft für immer geprägt. 20.000 Schächte durchbohren die Erde wie ein Schweizer Käse. Aus dem aufgeschütteten Erdreich sind überall Hügel entstanden. Auch im städtischen Park liegen sie dicht an dicht.

Der städtische Park
Der städtische Park

Die Spuren des Bergbaus ziehen sich durch die ganze Stadt. Auf dem Marktplatz thront die Statue eines Knappen – das Karbidlämpchen in der Hand. Und im Schatten der katholischen Peter und Pavel Kirche steht ein massiver Holzturm. Das Holz ist dunkel und alt. Und der Turm mutet wie eine mittelalterliche Befestigungsanlage an. In seiner Mitte hängt eine Glocke. Mit ihr wurde der Beginn und das Ende der Schicht verkündet. Letzteres Geläut sehnten die Bergmänner jeden Tag herbei.

Der historische Glockenturm der Bergarbeiter
Der historische Glockenturm der Bergarbeiter

Weiterführende Infos für den Besuch in Tarnowitz.

Extratipp: Ihr begeistert euch für unterirdische Welten? Dann besucht doch mal die Bunkeranlagen in der Eifel.

Die Recherchereise wurde vom polnischen Tourismusbüro unterstützt. Vielen Dank dafür.

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Kategorie: Die Welt, Geheimtipp, Kultur Stichworte: Friedrich-Grube, neues UNESCO Weltkulturerbe, Polen, Preußen, Schwarze Forellen Stollen, Silberbergwerk, Tarnowitz, unterirdischer Fluss

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