Bei diesem Ausflugstipp kommen zwei besonders schöne Dinge zusammen: Der Genuss von heimischem Spargel und die Romantik der letzten noch erhaltenen Schmalspurbahn in Nordrhein-Westfalen. An den Sonntagen zwischen Ende April und Mitte Juni 2024 finden die Spargelfahrten mit der Selfkantbahn statt. Zwischen Mai und September wird Frühstück in den historischen Waggons serviert – und dann gibt es noch die „Mondscheindampffahrt“. Bei allen kulinarischen Fahrten gilt: Erst kommt hier der Landschafts- dann der Gaumengenuss….
Eisenbahn-Romantik an der deutsch-niederländischen Grenze
Es gibt wohl wenige Orte, an denen man mehr über die Romantik des Reisens früherer Tage erfährt als im Kreis Heinsberg – denn hier verkehrt die letzte historische Schmalspurbahn Nordrhein-Westfalens. Ihren Namen hat die Bahn von dem kleinen Landstrich Selfkant unmittelbar an der holländischen Grenze. 1900 eröffnet, verkehrte sie früher zwischen den Grenzdörfern und dem Aachener Kohlerevier. Heute ist die Trasse nur noch fünfeinhalb Kilometer lang; sie führt entlang von blühenden Raps-Feldern und verschlafenen Dörfer. Fahrgäste können an vier Stationen ein- und aussteigen.
Der Bahnhof von Schierwaldenrath
Die meisten Fahrgäste starten im Bahnhof von Schierwaldenrath, wo sie sich zwischen alten Waggons, Kohlehaufen und einer großen Wasserpumpe wie in einem anderen Jahrhundert fühlen. Die Selfkantbahn versteht sich als Freilichtmuseum, das mit allen Sinnen erlebt werden darf – soweit die Sicherheit es erlaubt. Und so sind Kinder und Erwachsene bereits beim Fahrkartenkauf begeistert von der geräuschvollen alter Registrierkasse und dem historischen Nickesel, der das aktuelle Datum auf die Fahrscheine druckt. Einige weniger witterungsbeständige Gegenstände sind in ein überdachtes Gebäude gebracht worden. Regelmäßig finden auf dem Gelände kostenlose Führungen statt – es gibt auch spezielle Führungen für Kinder, an denen erstaunlich viele Väter teilnehmen.
Ehrenamtliches Engagement
Die Original-Fahrzeuge der Selfkantbahn wurden größtenteils verschrottet. Was heute auf den schmalen Gleisen verkehrt, haben die Mitarbeiter überall auf der Welt zusammengesucht und aufwendig restauriert. Eine Original Diesellokomotive der Selfkantbahn, die nach Afrika verkauft worden war, konnten sie von dort sogar zurückholen. Der Kaufpreis war mit 1.000 Mark damals durchaus erschwinglich. Der Transport von Togo über Antwerpen nach Heinsberg hat allerdings das Zehnfache gekostet.
Das ganze Unterfangen war ohnehin nur durch Spenden und das Engagement der Ehrenamtlichen möglich. Ohne sie würde es die Museumsbahn schlicht nicht geben. Vom Tierpfleger bis zum Software-Ingenieur ist dabei alles vertreten – auch einige Berufseisenbahner, die selbst ihre Freizeit noch auf und an den Gleisen verbringen.
Schweißtreibender Job
Insgesamt sind es rund 100 Aktive, die den historischen Betrieb am Laufen halten. Lokführer Günther Steinhauer ist einer von vier hauptberuflichen Mitarbeitern der Selfkantbahn. Mit schwarzer Baschlik-Mütze und blau-weißen Bergmannshemd versieht er hier seinen anstrengenden Dienst. Denn auf dem Führerstand herrschen Temperaturen von bis zu 50 Grad – was im Sommer eine echte Herausforderung ist. Die Liebe zur Eisenbahn hat er von seinem Vater geerbt und schon als kleiner Junge stand für ihn fest, dass er einmal Lokführer werden will. 1971 absolvierte er dann eine Heizerausbildung bei der Deutschen Bundesbahn. Im gleichen Jahr begann auch sein ehrenamtliches Engagement bei der Selfkantbahn. Sobald es möglich war, wechselte Günther Steinhauer als hauptberuflicher Lokführer zur Museumsbahn. Und auch nach Jahren freut er sich jeden Tag aufs Neue über die gemächliche Fahrt entlang von sattgrünen Wiesen und tiefgelben Rapsfeldern.
Spargelfahrten mit der Selfkantbahn
Die Eisenbahner haben sich einiges einfallen lassen, um die Selfkantbahn das ganze Jahr über attraktiv zu machen. Das Frühjahrs-Highlight sind die Spargelfahrten mit der Selfkantbahn. Sie finden 2024 zwischen dem 26. April und dem 21. Juni statt.
Die Fahrten starten im Bahnhof Geilenkirchen-Gillrath (an der B 56) oder im Bahnhof Gangelt-Schierwaldenrath. Unterwegs wird ein Begrüßungsgetränk im historischen Buffetwagen gereicht. Danach gibt es ein mehrgängiges Menü mit frischem Spargel im Restaurant „Zur Selfkantbahn“ am Bahnhof Schierwaldenrath. Der frische Spargel stammt natürlich ausschließlich von Bauern aus der Region Heinsberg!
Kulinarische Fahrten mit der Selfkantbahn
Auch außerhalb der Spargelsaison bietet die Museumsbahn kulinarische Fahrten an. Die Frühstücksfahrten starten sonntags um 11 Uhr im Bahnhof Schierwaldenrath. Am 31. August 2024 findet ein ganz besonderes Highlight statt: die Mondscheindampffahrt. Serviert werden Sekt, Fingerfood und natürlich Romantik! Zum Preis von 45 Euro.
Auch interessant: Für alle Eisenbahn-Fans habe ich einen ganz besonderen Artikel geschrieben: Mit dem Zug ans Meer. Von NRW sind wir innerhalb von drei bis sieben Stunden an den schönsten Stränden in Holland, Belgien und der Normandie.
Anja Körner meint
Hallo zusammen!
Wir würden gerne eine Spargelfahrt für zwei Personen als Gutschein verschenken…leider kann ich keine Preisliste für diese Fahrten finden.es wäre ganz lieb, wenn sie mir den preis für eine solche fährt mitteilen könnten.
liebe grüße
A. Körner
Antje meint
Liebe Frau Körner,
vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Blog und den Fahrten mit der Selfkantbahn. Bitte wenden Sie sich wegen einer Buchungen direkt an den Betreiber – als Reisebloggerin habe ich ja nur über das Angebot berichtet. Möglicherweise sind die aktuellen Termine und Preise für die Spargelfahrten noch nicht online, da es bis zur Spargelsaison noch etwas hin ist, aber wenn Sie sich mit den Herrschaften in Kontakt setzen, wird man Ihnen sicherlich weiterhelfen:
http://www.selfkantbahn.de
B.Bollmann meint
Perfekt! Icj liebe beides: Spargel und alte Dampflocks! 🙂
Antje meint
Das geht mir genauso – eine wunderbare Kombination.