Corona hat in wenigen Wochen geschafft, was moralische Appelle oder wissenschaftliche Studien jahrelang nicht schafften: die Autos stehen in den Garagen. Die Flieger am Boden. Jeder, der im Ausland war, ist froh, zuhause zu sein. Wegen der Pandemie ist die Luft in den Städten sauberer. Es wird weniger Stickstoffdioxid ausgestoßen, weniger Kohle abgebaut. Natürlich ist dieser Zustand temporär und nachdem der erste Schock überwunden ist, werden wir wieder reisen wollen. Und das ist gut so: Reisen bereichert das Leben. Unzählige Arbeitsplätze hängen am Tourismus. Aber: wohin in Zukunft reisen? Was ist vernünftig? Was verantwortlich?
Kein Business as usual
Eines hat die Corona-Krise erneut deutlich gemacht: Die globalisierte Welt bringt Gefahren mit sich. In dem Tempo, in dem wir uns um den Erdball bewegen, sind auch die Viren unterwegs. Der Ursprung der aktuellen Pandemie wird im chinesischen Wuhan vermutet. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass die Welt mit einem ähnlich gefährlichen Virus der gleichen Gattung konfrontiert war: SARS – die ersten Erkrankungen wurden 2002 ebenfalls in China dokumentiert.
Ebola hat 2014 und 2018 Epidemien in Westafrika aufgelöst. An den Zika-Virus, vor dem die WHO 2016 warnte, werden sich vermutlich die Wenigsten erinnern. Diese Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Aber das ist wenig konstruktiv. Darum sollten wir uns eher die Frage stellen: Wo ist das Gesundheitsrisiko gering?
Wo ist das Gesundheitsrisiko gering?
Vor der aktuellen Corona-Krise galten europäische Länder im Hinblick auf das Gesundheitsrisiko als besonders sicher. Und auch wenn Europa aktuell (Stand 22.3.20) am schwersten von der Pandemie betroffen ist, wird diese Einschätzung vermutlich auch in Zukunft wieder gelten. Zudem sprechen weitere Gründe für einen „Nah-Urlaub“: Die Krise hat gezeigt, wie dramatisch sich die Rückholung gestrandeter Urlauber aus exotischen Gefilden gestalten kann. Und natürlich ist es für das Klima besser, wenn wir mit dem Zug innerhalb Europas reisen, statt nach Asien, Afrika oder Australien zu jetten.
Wohin in Zukunft reisen? Spannende Ziele in Zugdistanz
Wohin in Zukunft reisen? Ich möchte jetzt besonders interessante Ziele vorstellen, die mir für künftige Reisen ideal erscheinen, denn noch ist der Tourismus hier moderat. Sprich, es sind nicht zu viele Menschen gleichzeitig vor Ort. Überfüllte Party-Orte, wo sich Urlauber aus aller Welt treffen, sollten wir vorerst besser meiden. Genauso wie Kreuzfahrtschiffe, auf denen sich besonders viele Menschen angesteckt haben. Meine Tipps führen in die Berge und ans Meer. In naturnahe Kleinstädte und aufs Land – überall dahin, wo Urlaub mit Abstand möglich ist. Den Anfang machen zwei schöne, wenig bekannte Inseln.
Chausey – ein Inselparadies
Während die große Nachbarinsel Jersey zu England gehört, liegt Chausey auf französischem Hoheitsgebiet. Hunderte Inseln zählen zum Archipel, aber nur eine ist bewohnt. Die bewohnte Hauptinsel ist die „Grand Ile“. Bei Ebbe ragen sämtliche Inseln aus dem Wasser und Urlauber können zwischen ihnen auf weichem Meeresgrund spazieren gehen – bei Flut versinken die meisten wieder im Meer. Allein dieses Naturspektakel lohnt den Besuch. Übrigens: Chausey ist problemlos mit Zug und Fähre zu erreichen und bietet dennoch Exotik. Was wollen wir mehr?
Lange Zeit Geheimtipp
Lange Zeit war Chausey selbst in Frankreich ein absoluter Geheimtipp. Mittlerweile hat sich die Schönheit des Archipels herumgesprochen und im Hochsommer kommen viele französische Tagestouristen. Sie müssen allerdings mit der letzten Fähre runter von der Insel. Denn nur wer eine der wenigen Unterkünfte hat, darf bleiben. Bei Naturführungen erleben Besucher eine bizarre Inselwelt: schwarze, stark zerklüftete Monolithen ragen in die Höhe. Stellenweise gleicht der Archipel einer Mondlandschaft. Die „Grand Ile“ ist hingegen extrem grün, mit feinen, weißen Stränden. Sie muten mancherorts geradezu karibisch an. Und hier steht auch das einzige Hotel der Inseln mit gerade einmal acht Zimmern.
Fazit: Wer die Chausey-Inseln außerhalb der französischen Sommerferien besucht, wird begeistert sein von der authentischen Atmosphäre und der Wucht der Natur in der Normandie.
Weiterlesen: Einen ausführlichen Artikel zu Chausey mit allen Tipps zur Anreise findet ihr hier.
Pellworm – Kleinod in der Nordsee
Pellworm ist die unbekannte Schwester von Sylt, Amrum und Föhr. Rund 1000 Menschen leben auf Pellworm. Und wahrscheinlich genauso viele Schafe. Wer auf die Insel kommt, erlebt den unverfälschten Alltag nordfriesischer Bauern und Fischer. Letztere verkaufen ihre fangfrischen Krabben direkt vom Kutter an die Urlauber. Der kleine Hafen ist einer der „Hotspots“ der Insel: neun Fischerboote liegen hier vor Anker. Netze hängen zum Trocknen in der Sonne und Möwen hoffen auf einen Moment der Unachtsamkeit. Nordseeromantik pur, die nur noch von dem Leuchtturm der Insel übertroffen wird.
Wohin in Zukunft reisen? Weltnaturerbe Wattenmeer
Rund um die Insel, die mit der Fähre ab Nordstrand zu erreichen ist, liegt das Weltnaturerbe Wattenmeer. In ihm befinden sich die Halligen: kleine weitgehend ungeschützte Marschinseln, die bei Sturm häufig überflutet werden. Der berühmte Schriftsteller Theodor Storm – das ist der mit dem Schimmelreiter – bezeichnete diese Marschinseln als „schwimmende Träume“. Auf deutschem Hoheitsgebiet gibt es heute noch zehn Halligen und ihrer Mitte liegt die wunderschöne Insel Pellworm.
Fazit: Nordseeromantik, Abgeschiedenheit und Naturgewalt – Pellworm ist tatsächlich noch paradiesisch. Und auf deutschem Boden.
Strandschlafhäuser in Holland
Die vielen schönen Strände in Holland sind von der Mitte Deutschlands schnell erreicht – mit dem Zug oft in gerade einmal drei, vier Stunden. In den Sommermonaten sind sie natürlich sehr gut besucht, aber im Herbst und Winter leeren sich die Strände. Ihre Schönheit bleibt und der Erholungsfaktor steigt sogar.
Extratipp: Mit dem Zug ans Meer – in diesem Artikel habe ich die schönsten Zugreiseziele zusammengestellt, die euch mit der Bahn direkt ans Meer führen.
Wohin in Zukunft reisen? Wijk aan Zee erleben
Strandschlafhäuser – wie der Name schon verrät, stehen die kleinen Häuser unmittelbar am Strand*, sodass ihr hier vom Rauschen des Meeres begleitet werden. Es gibt die Häuschen in fast allen Küstenregionen Hollands – von ganz einfach bis sehr luxuriös. Ich habe mich in Wijk aan Zee, das rund 20 Kilometer vor Amsterdam entfernt liegt, zur Ruhe gebettet. Und statt Schäfchen einfach einmal Wellen zum Einschlafen gezählt. In der Nebensaison könnt ihr hier entspannte Urlaubstage verbringen.
Die Sonne strahlt von einem fast wolkenlosen Himmel. Das Meer trifft sanft auf die Küste. Und der Strand ist so fein, dass selbst empfindliche Menschen hier gerne barfuß laufen. Ohne störende Steine, Quallen oder Algen können Urlauber am Strand von Wijk aan Zee* kilometerlang laufen.
Fazit: Ein Urlaub, der entspannt und entschleunigt. Aufgrund des langen, flachen Strandes ist Wijk aan Zee auch für Familien ideal.
Europäische Ayurveda in Kufstein
Ayurveda heißt übersetzt so viel wie „das Wissen vom Leben“. Diese ganzheitlich ausgerichtete Lehre gilt als das älteste überlieferte Gesundheitskonzept der Welt. Bereits vor über 5000 Jahren soll Ayurveda im indischen Raum praktiziert worden sein. Und natürlich gibt es heute unzählige Angebote für einen Ayurveda-Urlaub in Indien. Aber ich möchte in diesem Artikel Nahziele vorstellen, in die wir in Zukunft reisen können. Die europäische Ayurveda, die in Kufstein angeboten wird, ist m.E. eine solche Alternative.
Ayurveda zum Kennenlernen
Die traditionelle indische Heilkunst in Tirol? Buddha-Statuen vor Bergpanorama? Auf den ersten Blick wirkt das befremdlich. Doch auf den zweiten Blick bietet die europäische Variante der indischen Gesundheitslehre viele Vorteile. So werden z.B. heimische Kräuter und Erkenntnisse in die Therapie integriert. Und Gesundheitsurlauber müssen weder mit Jetlag noch subtropischen Temperaturen kämpfen. Kufstein liegt wenige Kilometer hinter der bayrischen Grenze und ist bequem mit dem Zug zu erreichen. Durch einen Gesundheitsurlaub können wir unser Immunsystem stärken – das macht nicht nur in Corona-Zeiten Sinn.
Wohin in Zukunft reisen? Gesundheit in den Bergen
Gesundheitstouristische Angebote gibt es vielerorts. Die Angebote in den Tiroler Bergen sind aus mehreren Gründen hervorzuheben: Es gibt eine lange Tradition der Gastlichkeit, was sich in der Qualität der Angebote bemerkbar macht; Tourismus als Wirtschaftsfaktor ist hier existentiell. Ohne ihn würde eine „Talflucht“ einsetzen und dementsprechend engagiert wird in dem Bereich gearbeitet.
Fazit: Ich habe die europäische Ayurveda und die anderen Gesundheitsangebote in Kufstein als wohltuend empfunden. Genauso wie die kurze Anreise. Man muss allerdings wissen, dass die Anwendungen nicht ganz billig sind.
Baden bei Wien – die Rosenstadt
Nur wenige Kilometer trennen das kleine Baden vom großen Wien. Und im Gegensatz zur pulsierenden Metropole können sich Besucher in der naturnahen Kleinstadt gut aus dem Weg gehen. Baden ist ein architektonisches Juwel, mitten im Wiener Wald. Es hat Kur- und Wellnesseinrichtungen, prachtvolle Parks und große Gärten. In letzteren blühen tausende Rosen. Und rund um die Königin der Blumen gibt es in Baden bei Wien viele ungewöhnliche touristische Angebote. Romantiker und Gartenfreunde können mittlerweile ganze Wochen im Zeichen der Rose verbringen.
Ich habe die Rosentage besucht, die jedes Jahr im Frühsommer stattfinden. Aber auch im September lohnt sich noch ein Besuch. Alte Rosen, wie sie mehrheitlich in Baden bei Wien stehen, blühen nämlich zweimal im Jahr.
Fazit: Die perfekte Stadt für Rosenfreunde und Romantiker.
Wohin in Zukunft reisen? Thüringer Wald
Zum Abschluss noch ein Tipp in Deutschland. Er führt in eine märchenhafte, weitgehend menschenleere Gegend: den Thüringer Wald. Ich bin im Winter 2020 in der Region gewandert und war mehr als begeistert. Einen ausführlichen Bericht gibt es hier zu lesen. Und hier kommen schon einmal ein paar Fotos zur Einstimmung.
Fazit: Deutschland von seiner schönsten und „waldigsten“ Seite.
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