Flevoland klingt ein bisschen wie Legoland. Und noch etwas haben beide gemeinsam: sie sind im 20. Jahrhundert von Menschenhand geschaffen worden. Denn erst in den 1940er Jahren wurde das Gebiet der heutigen Provinz mühsam dem Ijsselmeer abgerungen. Heute hat Flevoland rund 400.000 Einwohner und ist das größte Blumenanbaugebiet der Niederlande. Bekannt ist die Provinz den meisten Deutschen aber nur wegen ihrer langen Küste. Dabei bietet gerade das Landesinnere von Flevoland rund ums Jahr naturnahe und familienfreundliche Aktivitäten. Fahren Sie mit mir nach Flevoland – entlang von Tulpenfeldern zum IJsselmeer.
Frühjahr – wenn die Tulpen blühen
Der Nordosten der Provinz ist im Frühjahr ein Meer aus Tulpen. Die Landschaft ist abwechselnd knallig rot, leuchtend gelb oder puristisch weiß – je nachdem, welche Tulpensorte auf den Feldern wächst. Dutzende Radwanderwege führen durch die agrarisch geprägte Region. Die bekanntesten unter ihnen sind die Blumenzwiebelrouten, die jedes Jahr einen anderen Streckenverlauf haben. So stellen die örtlichen Bauern sicher, dass Besucher entlang der schönsten Felder radeln.
Und stets ist es ehemaliger Meeresgrund, über den man fährt. Dieses Wissen macht den Aufenthalt in Flevoland zu etwas ganz Besonderem. Wunderschöne Tulpenfelder gibt es übrigens auch in der Provinz Nordholland. Hier beginnen sie gleich hinter den spektakulären Strandschlafhäusern von Wijk aan Zee – ein echter Geheimtipp.
Sommer – ein Besuch in Schokland
Auch Schokland klingt ein bisschen wie ein Freizeitpark, dabei zählt der Ort zum UNESCO Welterbe. Als Flevoland noch komplett unter Wasser lag, war Schokland eine Insel. König Wilhelm III. – ein Vorfahr des heutigen niederländischen Königs – befahl 1859 die Räumung der Insel, weil sie immer wieder überflutet wurde. Notgedrungen mussten die Fischer ihre Heimat verlassen. Als dann die Trockenlegung der Region erfolgte, wurde Schokland Bestandteil des Festlandes. Ein kleines Museum zeigt Erinnerungstücke aus der „Insel-Zeit“, und überall auf dem Areal ringen Land und Wasser miteinander. Das werdet ihr sehen und spüren, wenn ihr auf der Insel seid.
Herbst – zur Hirschbrunft ins Naturschutzgebiet
Zu Hunderten galoppieren Konikpferde über die weite, offene Landschaft. Die robuste Rasse mit ihren wallenden, schwarzen Mähnen zählt zu den „Big 5“ der Niederlande – genauso wie Heckrinder, Hirsche, Füchse und Seeadler. Die tierische Population des Naturschutzgebietes Oostvaardersplassen ist so groß, dass Besuche ganzjährig einen hohen Erlebniswert haben. Aber insbesondere im Herbst, wenn das Naturschauspiel der Hirschbrunft stattfindet, kommen viele Tierfreunde, um an geführten Rangertouren teilzunehmen. Berühmt geworden ist die Landschaft durch den spektakulären Dokumentarfilm „Die neue Wildnis“, der 2015 auch in deutschen Kinos lief.
Winter – wenn das Ijsselmeer wild wird
Auch das Ijsselmeer ist ein ganz besonderer Ort und streng genommen weniger ein „Meer“ als ein See. Entstanden ist es durch die Eindeichung der ehemaligen Zuiderzee. Da sich in der Zuiderzee immer wieder schwere Sturmfluten auftürmten, wurde sie durch einen Deich von der Nordsee getrennt, um die Küstenorte zu schützen. So entstand 1932 das heutige Ijsselmeer. In den Sommermonaten ist es weiß vor Segeln und am Ufer tummeln sich die Badegäste. Im Winter wird es an den Stränden ruhiger und auf der See stürmischer. Dick eingemummt, ist ein Strandspaziergang dann ein besonderes Vergnügen, denn Wind und Wellen, klare Luft und sanftes Licht lassen Urlauber tief durchatmen.
Zum Schluss noch ein besonders origineller Reisetipp: Auch zu Weihnachten lohnt ein Besuch in den Niederlanden. Denn dann wird Utrecht ganz originell.
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